Stranger Things: Staffel 1 – zurück in die 1980er mit Spannung, Gruseln, Charme und Stil

When Elle showed us where Will was, she flipped the board over, remember ? Upside down: dark, empty …

(Vorsicht Spoiler !)

Nachdem ich endlich einen Review zu Jessia Jones veröffentlicht hatte, war als nächstes die Serie Stranger Things auf meinem geistigen Plan. Auch hier hat es einige Zeit gebraucht die richtige Stimmung gepaart mit der richtigen Zeiteinteilung zu finden, um mir das Gesamtwerk innerhalb einer Woche reinzuziehen. Hach, wäre das in den 1980ern doch nur ähnlich einfach gewesen. Ich erinnere mich noch gut an so manche Situation in der ich mir damals sowas wie Internet und rund um die Uhr zugängliche Streamingdienste erträumte, wenn ich wiedermal ein paar Folgen meiner Lieblingsserien aufgrund anderer sozialer Pflichten verpasste.

Ich weiß, es gibt einige Stimmen die sagen wer die 80er gut findet hat sie nicht erlebt. Dieser Meinung kann ich mich keineswegs anschließen. Ich war in diesem Jahrzehnt Teenager und erinnere mich, trotz einiger wenig optimalen Umweltbedingungen wie Abwesenheit von Handy, Internet, Videorecordern sehr gerne an damals zurück. Eine gute Basis also für die Sichtung der Serie Stranger Things, welche von den Machern wohl in einer ähnlich nostalgischen Stimmung konzipiert, geschrieben und umgesetzt wurde.

Handlungsbogen:

Wir befinden uns in einer Kleinstadt im US Bundesstaat Indiana, welche zufälligerweise genau neben einem abgesperrten Gebiet liegt in dessen Mitte sich eine geheime Laborbasis befindet in der seltsame Dinge vor sich gehen. Wir lernen schnell dass dort Experimenten an Menschen – respektive Kindern – stattfinden. Eines dieser Kinder ist 11 – Eleven (Millie Bobby Brown), welche in der ersten Folge aus dem Labor flüchtet und von den Kleinstadt-Teenagern Mike Wheeler (Finn Wolfhard), Lucas Sinclair (Caleb Mc Laughlin) und Dustin Henderson (Gaten Matarazzo) im Wald gefunden wird.

Kurz zuvor verschwand deren Freund Will Byers (Noah Schnapp) eines Nachts auf mysteriöse Weise in selbigem Wald. Die Jungs haben es sich zur Aufgabe gemacht unabhängig von den Erwachsenen, allen voran Sheriff Jim Hopper (David Harbour), nach Will zu suchen. Gleichzeitig verstecken sie Eleven, der sie den Spitznamen Elle verpassen, und erkennen bald, dass diese unheimliche telekinetische Kräfte besitzt, durch die sie sogar kurzzeitig Verbindung zu Will aufbauen kann.

Gleichzeitig geschehen auch im Haus bei Wills Mutter Joyce Byers (Winona Ryder) seltsame Dinge. Sie findet schließlich heraus, dass Will mit ihr per blinkender Glühbirnen in Verbindung treten kann, wenn auch nur kurz und zu unvorhergesehenen Zeitpunkten. Zuerst wird sie mit ihrer Ahnung dass Will, trotz Auffindens einer Leiche im Fluss die aussieht wie er, noch am Leben ist nicht ernst genommen. Später bewegt sich jedoch auch Sheriff Hopper aber auf ihre Seite und versucht das Mysterium auf seine eigene Art zu lösen.

Davon unabhängig gibt es eine weitere Storyline mit einer seltsamen Liebesgeschichte zwischen Mike Wheelers älterer Schwester Nancy (Natalia Dyer) und Steve Harrington (Joe Keery), dem angeblichen Teenieschwarm an der Highschool. Als Nancys beste Freundin Barb Holland (Shannon Purser) nach einer nächtlichen Party, inkl. Streitgespräch wegen Nancys unreifer Beziehung zu Steve, ebenfalls im Wald verschwindet und Will Byers großer Bruder Jonathan (Charlie Heaton) zufällig Fotos von ihrer Begegnung mit einem mysteriösen Monster schießt, wird auch dieses Grüppchen in der Suche nach den Verschwundenen aktiv.

Natürlich hängt das alles mit den geheimen Experimenten zusammen. Dazu kommt in der Mitte der Staffel noch die Information, dass offensichtlich ein Portal in eine andere Dimension – The Upside Down –  geöffnet worden war, durch das ein gruseliges Wesen von Zeit zu Zeit entschlüpft und die vermissten Kinder dort gefangen hält. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch Dr. Martin Brenner (Matthew Modine), der mysteriöse Leiter der Laborbasis, den Eleven in ihren Flashbacks Papa nennt.

Gegen Ende der 8-teiligen ersten Staffel dieser Serie geht es wirklich hoch her, da die einzelnen Handlungsstränge, welche anfangs nebeneinander her liefen, alle zunehmend zusammengeführt werden. Die einzelnen Personengruppen finden heraus dass die anderen ebenfalls das gleiche Ziel verfolgen, ins Upside Down zu kommen, das Monster zu neutralisieren und die verschwundenen Kinder wieder zu finden .

In der letzten Folge werden einige der Handlungsstränge teilweise aufgelöst, aber gleichzeitig auch genug Frage offen gelassen um ordentlich Material für kommende Staffeln übrig zu haben.

Pro

Als jemand der viele in dieser Zeit entstandene Filme damals brandneu im Kino verfolgen durfte, stehe ich auf den visuellen Stil und die Art wie mysteriöse Geschichten in den 1980er Jahren filmisch umgesetzt wurden. Daher hat mich der Stil der Serie auch von der ersten Minute an sehr begeistert. Zusammen mit den zahlreichen Verbeugungen vor und Zitaten der Werke von Steven Spielberg (E.T.,Poltergeist, Jurassic Park), George Lucas (Star Wars), Ridley Scott (Alien, Bladerunner) und Stephen King (It, Stand by me) machen die detailgenau ausgesuchten Kleidungsstücke, Frisuren, Wohngegenstände, Spielzeug im Hintergrund und Verweise auf die damals aktuelle Popkultur (Musik, TV, Kinofilme) den speziellen Charme der Geschichte aus.

Die Hauptrollen sind ebenfalls stark besetzt, wobei ganz im Stile der 80er vor allem die unglaublich überzeugenden darstellerischen Leistungen der jugendlichen SchauspielerInnen hervorzuheben ist. Vor allem die 13-jährige Millie Bobby Brown als 11- Eleven a.k.a. Elle ist unglaublich gut und man nimmt ihr in jeder Szene ab dass ihre Figur bisher abgeschirmt von der Welt in einer seltsamen Laboranlage lebte und keine Ahnung von der Welt außerhalb hat. In den Szenen in denen ihre telekinetischen Kräfte zum Einsatz kommen ist sie ebenfalls sehr ausdrucksstark und ich fühlte förmlich mit ihr mit wie kräfteraubend die einzelnen Aktionen wohl sein mussten. Aber auch die drei Freunde Mike, Caleb und Dustin sind gut besetzt und bringen genau jene Mischung aus kindlicher Naivität und den Erwachsenen überlegener Kreativität rüber die ihre Rollen verkörpern sollen.

Bei den Erwachsenen sticht vor allem Winona Ryder als Will Byers Mutter Joyce hervor. Ich freue mich immer wenn Schauspieler die ich ebenfalls noch aus den 1980ern kenne in modernen Produktionen auftauchen und eine ansehnliche Leistung abliefern. Winona Ryder war mir bisher durch ihre Rollen in Tim Burtons Edward Scissorhands (1990 mit Johnny Depp) und der Gruselkomödie Beetlejuice (Mit Michael Keaton und Geena Davis) bekannt, in denen wir sie in der Rolle des erwachsenwerdenden Teenagers sehen konnten.

In Stranger Things gehört sie mit 45 Jahren natürlich schon zu einer anderen Altersklasse und spricht vor allem die Zuseher ihrer Generation oder etwas darunter an. Auch diese Besetzung finde ich gut gewählt und Frau Ryder überzeugte mich trotz anfänglicher Skepsis davon dass auch sie eine schauspielerische Entwicklung durchmachte die sie hoffentlich für weitere Auftritte in Film und TV qualifiziert. Ich würde in Zukunft gerne wieder mehr von ihr sehen.

Auch Matthew Modines Auftritte als Dr. Brenner, Leiter der geheimen Laborbasis der von Eleven als „Papa“ bezeichnet wird, fand ich sehr gelungen. Er sieht mit mittlerweile 58 Jahren natürlich auch ganz anders aus als in seiner Paraderolle als Private J.T. „Joker“ Davis in Stanley Kubricks Full Metal Jacket anno 1987. Seine Darstellung des fast gewissenlosen Wissenschaftlers, welcher Kinder ohne mit der Wimper zu Zucken den Gefahren fragwürdiger Experimente und Reisen in das Upside Down aussetzt, aber dann doch soetwas wie väterliche Gefühle für Eleven zu hegen scheint, überzeugte mich und macht mir Hoffnung dass er, trotz seiner letzten Szene in der er vom Monster attackiert wurde, am Leben und uns auch für die zweite Staffel erhalten bleibt.

Contra

Obwohl ich die Leistung der jugendlichen SchauspielerInnen durchwegs sehr gut fand, muss ich an dieser Stelle anmerken, dass es durchaus einige Szenen gab in denen mir zwei davon etwas weniger positiv auffielen, nämlich jene zwischen dem jugendlichen Liebespaar Nancy Wheeler (Natalia Dyer) und Steve Harrington (Joe Keery). Ihre Beziehung sollte im Laufe der Staffel, angelehnt an romantische Komödien der 80er mit Molly Ringwald (z.B. Pretty in Pink oder Sixteen Candles) eine Entwicklung von Teenieschwärmerei über Zwietracht zu eine „erwachsenen“ Liebesbeziehung durchmachen, die meiner Meinung nach nicht so glaubhaft umgesetzt ist wie sie wohl auf dem Papier funktionieren mag.

Steve soll soetwas wie der Schwarm aller Mädels an der Highschool sein und Nancy die ehrgeizige Einserschülerin welche seinem Charme erliegt und sich zu unerlaubten nächtlichen Treffen überreden lässt. Das ist am Anfang noch halbwegs nachvollziehbar, auch der kurzzeitige Bruch der beiden nach dem Verschwinden von Barb ist ok dargestellt. Was ich niemandem abnehme ist die Versöhnung am Ende und die Tatsache, dass Nancy in Wills Bruder Jonathan einen um einiges passenderen Partner vor der Nase hätte mit dem gemeinsam sie in hohem Maße zu Wills Rettung beiträgt, sich aber ganz am Ende der letzten Folge dann offensichtlich doch für eine Beziehung mit Steve entscheidet.

Vielleicht bin ich einfach schon viel zu alt dazu, aber diese Teenie-Romanze ist das einzige was mir an der Serie zum Ende hin schon gehörig auf den Kecks ging. Vielleicht ist es aber auch Absicht der Autoren die erste Staffel erstmal so zu beenden, damit in der hoffentlich bald folgenden zweiten Staffel noch ein Konflikt zwischen den drei Akteuren eingebaut werden kann. Mir persönlich würde der nicht fehlen wenn es anders konzipiert wäre. Ich fand romantische Verstrickungen zwischen Teenagern in Filmen mit Monstern und Paralleldimensionen schon immer unnötig, selbst als ich noch in derselben Altersgruppe war. Umso mehr gruselt es mich mittlerweile solche konstruierten Verstrickungen mit dem Auge eines erwachsenen Betrachters zu verfolgen.

Fazit

Diese erste Staffel Stranger Things macht definitiv Lust auf mehr. Es wurden genügend Fragen offen gelassen um eine Fortführung der Geschichte zu rechtfertigen:

  • In wiefern wirkt sich Wills langer Aufenthalt im Upside Down weiter auf dessen Gesundheit und Fähigkeit der Rückkehr dahin aus? Wird er eventuell lernen damit umzugehen und selbst als Brückenbauer zwischen den Welten fungieren können? Oder beschränkt sich die Verbindung weiter darauf dass er seltsame Würmer ins Waschbecken kotzt und flashbackartig in die Parallelwelt wechselt?
  • Werden wir ein Lebenszeichen von 11 – Eleven bekommen (sehr warscheinlich) und wird die zweite Staffel ihrer Rettung aus dem Upside Down gewidmet sein?
  • Werden Sheriff Hopper und Wills Mutter Joyce ein Paar ?
  • Warum und für wen hat Sheriff Hopper ein Törtchen in einer Kiste im Wald deponiert? Steht das im Zusammenhang mit einem Übergang in das Upside Down? Hat er noch weiter Kontakt mit den Leuten aus dem Geheimlabor und arbeitet eventuell sogar jetzt mit diesen zusammen ?
  • Ist Barb nun endgültig tot bzw. auf Immer im Upside Down gefangen geblieben oder gibt es für sie auch noch Hoffnung auf ein Entkommen? Schert sich mittlerweile eigentlich noch jemand darum oder wurde sie von den Hinterbliebenen bereits abgehakt?

Bis auf die seltsame Liebesgeschichte finde ich auch alle Handlungsfäden spannend und gut miteinander verwoben. Ich vergebe daher nostalgische, mysteriöse und unheimliche 5 von 5 Krokis, welche aus dem Upside Down flüchten konnten aber mir bisher auch nicht verraten ob Barb noch am Leben ist oder nicht.

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Kennt ihr die Serie schon ? Wie hat sie euch gefallen ? Wie könnte es in Staffel 2 weiter gehen?

Eure Wahrnehmungen, Fragen und Antworten könnt ihr wie immer in den Kommentaren posten.

Über Rückmeldung freue ich mich immer !

4 Gedanken zu „Stranger Things: Staffel 1 – zurück in die 1980er mit Spannung, Gruseln, Charme und Stil

      1. Wenn dir Heathers gefällt, könntest du auch einen Blick auf „Pump up the Volume“ werfen, ohne Winona aber auch gut. Ich mag die Filme der 80er – man hat nur so selten Gelegenheit – bzw. man nimmt sich so selten die Gelegenheit sie anzusehen. Viele davon sind eh auf YouTube mittlerweile.

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