Doctor Who S10E01 : The Pilot

Lange mussten wir auf die 10. Staffel New Who warten. Es gab ein ganzes Jahr zu überbrücken, mit mehr oder weniger konstruktiven Diskussionen über Bill Potts (Pearl Mackie), die als neuer Companion für die mittlerweile letzte Staffel mit dem 12. Doctor (Peter Capaldi) und dem bisherigen Showrunner Steven Moffat vorgestellt worden war und in den Trailern nicht bei allen Zusehern gut ankam. Nun ist sie endlich da,  Bills Einstiegsfolge The Pilot, und ich muss sagen dass ich sie vergleichsweise ziemlich gut fand. Sowohl als Bewährungsprobe für die neue TARDIS-Mitbewohnerin als auch als guter Anknüpfungspunkt für alle Zuseher die neu in die Serie einsteigen und, ähnlich wie Bill selbst, hier alles Wichtige kurz und bündig erklärt bekommen und sich genug Fragen stellen dürfen die für spätere Folgen offen bleiben.

(Vorsicht Spoiler!)

Bill: Doesn’t make sense then!

Doctor: What doesn’t ?

Bill: TARDIS (time and relative dimension in space) – If you’re from another planet, why would you name the box in English? Those initials wouldn’t work in any other language…

Handlungsrahmen

Der Doctor (Peter Capaldi) ist neuerdings als Universitätsprofessor in Bristol tätig. Schnell bestätigt sich uns Zusehern die Annahme, dass dies natürlich nicht der einzige Zweck seines Aufenthalts an diesem Ort sein kann. Zusammen mit seinem Assistenten Nardole (Matt Lucas) wacht er über eine geheime Türe in den Kellergewölben der Universität. Diese ist mit vielen komplizierten Schlössern geschützt und mit Timelord-Symbolen verziert. Was genau sich dahinter verbirgt wird natürlich noch nicht verraten und ist wohl Teil des Story Arcs, der sich vermutlich über die 10. Staffel ziehen wird.

Die quirrlige Bill Potts (Pearl Mackie) arbeitet als Küchengehilfin in der Mensa und teilt Pommes aus. In ihrer Freizeit besucht sie jedoch regelmäßig die Vorlesungen des Doctors, welche unter den Studenten als sehr inspirierend, skurril und unterhaltsam gelten. Dem Doctor entgeht das nicht und so lädt er sie dazu ein, sich von ihm privat coachen zu lassen.

Bill scheint zwar die ganze Zeit zu ahnen, dass hinter dem nerdigen Professor mehr steckt als es auf den ersten Blick scheint, aber die Geheimnisse der als Police Box getarnten TARDIS und die Information, dass der Doctor ein Timelord ist der durch Raum und Zeit reisen kann, werden ihr erst im letzten Drittel der Geschichte zuteil.

Auf dem Campus verguckt Bill sich in eine Mitstudentin, die melancholische Heather (Stephanie Hyam). Über diese macht sie schließlich auch Bekanntschaft mit dem Alien der Woche. Diesmal ist es eine Art Pfütze, welche von einem Alien-Raumschiff stammt und nun auf der Suche nach einem Piloten ist, um seine Bestimmung des Reisens durchs All zu erfüllen. Heather, die gegenüber Bill bemerkt hatte dass sie immer schon das Gefühl hatte von hier weg zu wollen, wird von der Alien-Entität als geeigneter Pilot erkannt und assimiliert. Die Suche nach Heather ist der Aufhänger für Bills erste Reise mit der TARDIS, inkl. traditioneller Ehrfurchtsbekundung:

It’s bigger on the inside !

Am Ende spielt der Doctor kurz mit dem Gedanken Bills Gedächtnis zu löschen. Sie überredet ihn aber dazu dies nicht zu tun, indem sie ihn unabsichtlich daran erinnert wie schlecht es ihm selbst am Ende der 9. Staffel erging, als die Erinnerungen an Clara aus seinem eigenen Gedächtnis gelöscht wurden.

Pro

Wie bereits erwähnt ist The Pilot ein sehr passender Einstiegspunkt für neue Zuseher, die quasi durch Bills Augen in die Welt des Doctors initiiert werden und alle dafür wichtigen Grundlagen in leicht verständlicher Weise präsentiert bekommen.

Anhand Bills kurzen Auftritten in den Trailern hätte ich nicht vermutet dass Pearl Mackie in der Rolle des neuen Companions gleich in der ersten Folge so erfreulich frisch, sympathisch und intelligent rüberkommen würde. Neben ein paar dümmlichen Ausrutschern am Rande (u.a. ist das erste was sie fragt als sie zum ersten Mal in der Tardis ist : „Wo ist hier die Toilette?“) wirkt sie zum Glück viel weniger plump und kindlich als es die Trailer andeuteten. Der Doctor scheint ihre Neugier und noch nicht durch formale Bildung überformte, natürliche Intelligenz zu mögen und ich finde es gut, dass er hier als Förderer einer Person auftritt, die ohne Hilfe von außen im Englischen Bildungssystem keine universitäre Ausbildung genießen könnte. Es drängt sich allerdings die Frage auf warum er seinen ähnlich wenig formal gebildeten Ex-Companion Rose Tyler (New Who Staffel 1-2) nicht ähnlich in ihrer Aus- und Weiterbildung förderte. Offensichtlich legt der 12. Doctor darauf einfach mehr wert als seine 9. und 10. Inkarnation.

Überraschenderweise scheint der Doctor sich diesmal auch für private Belange seines Companions zu interessieren. Dass er Bill ein paar Fotos beschafft, auf denen ihre schon verstorbene Mutter zu sehen ist, hätte ich ihm anhand seiner eher unnahbaren und wenig gefühlsbetonten Umgangsart in den vorherigen Staffeln nicht zugetraut. Im Kontext des Neuanfangs dieser Folge fand ich es aber eine sehr passende Geste.

Die Chemie zwischen Bill und dem Doctor passt ebenfalls sehr gut zu einem lange ersehnten Neuanfang nach dem Clara-Drama der letzten Staffel. Durch die quirrlige, gut gelaunte und optimistische Mitreisende wird auch der Doctor wieder etwas weniger grummelig, was seiner Charakterentwicklung über die Staffeln hinweg sehr viel neues Potential verschafft. Die Dialoge zwischen den beiden sind herrlich unterhaltsam und mit vielen zitierfähigen Bemerkungen gespickt.

Dass Bill eine weitere Repräsentantin der LGBT Community ist, welche in Doctor Who bisher nur in Nebenrollen wie Captain Jack Harkness oder dem viktorianischen Duo Jenny und Madame Vastra vertreten war, kommt ebenfalls sehr sympathisch und weitgehend klischeefrei rüber.

Contra

Man möge mich im Laufe dieser Staffel eines Besseren belehren, aber ich mag Nardole nicht und frage mich ob er außerhalb seiner Funktion als komische Nebenrolle noch irgendeine andere für die Handlung wichtige Rolle spielen wird oder nur deshalb existiert weil Matt Lucas (bekannt aus der Comedyserie Little Britain) die Figur bereits in zwei Weihnachtsspecials (The Husbands of River Song und The Return of Doctor Mysterio) gespielt hatte und man den Namen des Schauspielers als zusätzliches Zugpferd für die Gewinnung neuer Zuseher vermarktet.

Die kurze und eher belanglose Einbindung der Daleks war für die Geschichte ziemlich unnötig und diente wahrscheinlich nur dem Zweck möglichen Neusehern zu erklären, dass es sie gibt, sie sehr gefährlich sind und viel mit der Vergangenheit des Doctors zu tun haben.

Fazit

Eine sehr gelungene Companion-Einstiegsfolge, in der wir Bill als neue Hauptrolle neben dem Doctor sehr gut kennen lernen und die eindeutig Lust auf mehr macht. Die Dynamik zwischen Doctor und Bill ist erfrischend neu und ganz anders als die zwischen Doctor und Clara in den vorangehenden Staffeln. Ich habe den Eindruck dass die Serie mit dem dadurch verliehenen neuen Anstrich wieder etwas mehr Leichtigkeit und Freude am Reisen durch Raum und Zeit vermittelt als in den doch eher düsteren und unheilschweren Folgen davor. Nicht dass ich Capaldis dunkle Seite schlecht finde, im Gegenteil. Ich denke dass sowohl düstere als auch unterhaltsame Episoden ihre Berechtigung haben und wir alle nach dem Drama um Clara zwischendurch wieder aufatmen dürfen um Kraft zu tanken für die, noch um einiges dramatischere, Regeneration des 12. Doctors in wer weiß wen am Ende dieser Staffel. The Pilot bekommt von mir daher 3,5 von 5 Krokis.

cropped-kroki.jpg   cropped-kroki.jpg   cropped-kroki.jpg   cropped-kroki.jpg   3,5 / 5

 

Fragen die sich aus dieser Folge ergeben:

Was steckt wohl hinter der Türe im Kellergewölbe der Uni, welche vom Doctor und Nardole bewacht werden muss ?

Wird die Tatsache, dass Bill ein Waisenkind ist, für zukünftige Folgen eine Rolle spielen ? Die Versuchung einen Abstecher in die Vergangenheit zu machen, ist ziemlich groß.

Wird die gute Laune des Doctors anhalten oder wird es gegen Ende von Capaldis letzter Staffel wieder eine Wendung zu dünkleren, unheilvollen Geschehnissen geben, durch die er seine grummelige Seite wieder mehr hervorkehrt?

 

Wie hat euch die erste Folge mit Bill als Companion gefallen ?

Eure Infos, Fragen und Antworten könnt ihr wie immer in den Kommentaren posten.

Über Rückmeldung freue ich mich immer !

10 Gedanken zu „Doctor Who S10E01 : The Pilot

  1. Du magst Nardole nicht? Ich finde ihn sehr unterhaltsam. Ich bin mir noch nicht sicher und arbeite noch an meinem Review. Vielleicht war die Folge (und auch die zweite) etwas zu sehr an Neulinge gerichtet? Bill ist derweil sympathisch und sehr.. straight forward.

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    1. Ja, ich kann mit Nardole irgendwie nicht wirklich was anfangen. Er hatte eine kleine Rolle als Sidekick für Diverse und endete als Kopf im Robokörper Jetzt ist er offenbar wieder er selbst und reißt mit dem Doctor, aber ohne Erklärung warum… Irgendwie komisch. Aber vielleicht macht das alles am Ende noch Sinn, wer weiß!
      Zwei Folgen mit Bill-Eingewöhnung sind ok. Ab der nächsten möchte ich aber dann wieder bisschen mehr Storyinhalt haben. Hoffe das klappt. Der Trailer zu der Historienfolge mit Monster in der Themse sieht leider nicht so aus, aber ich lasse mich mal überraschen !

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  2. So, ich bin endlich bei Series 10 angekommen nach meiner Doctor Who Druckbetankung seit Anfang Mai. 😉 Da kann ich dann auch mal deine Reviews dazu lesen. ^^ Bill finde ich bisher ganz cool und die Chemie mit dem Doktor passt auch. Aber ich mag Capaldi ohnehin sehr in dieser Rolle. Kann es sein, dass Clara nicht so beliebt ist bei der Fanbase? Ich habe sie eigentlich gerne gesehen, aber ihre Story war auch irgendwie auserzählt. Von daher bin ich gespannt auf Bill.
    Nardole kann ich noch nicht so recht beurteilen, ich warte noch ein paar Folgen ab.

    Mal sehen, vielleicht fange ich heute Abend schon mit meinem Text über die Matt Smith Staffeln an. Und bitte nichts über den weiteren Verlauf hier drunter schreiben, ich habe wirklich erst Folge 10×01 gesehen.

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      1. Man muss sich nur taktisch klug das Knie verletzen und krank geschrieben sein. 😦 😉

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    1. Bei Clara scheiden sich die Geister. Ich fand sie ganz ok, aber ihr Ausstieg wurde nach dem Weihnachtsspiel 2014 nochmal so eeeelend in die Länge gezogen.

      Mit einem neuen Companion kommt wieder etwas mehr frischer Wind rein. Bin gespannt was du von der 10. Staffel hältst.

      Gefällt 1 Person

      1. Ich hätte es auch konsequenter gefunden, wenn man sie tot gelassen hätte.

        Ja, ich auch. 😉

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