Elisabeth (Musical 1992) – Premiere live im Radio

Dass der Eindruck der Premierenversion des Musicals Elisabeth von Michael Kunze (Text) und Sylvester Levay (Musik) am 3. September 1992 mir und meiner ZuseherInnengeneration zumindest musikalisch als Gesamtaufnahme erhalten bleibt, verdanken wir der genialen Idee diese live im Radio übertragen zu lassen. Großer Dank dafür gebührt vor allem Peter Weck, dem damaligen Intendanten der Vereinigten Bühnen Wien, dessen persönliches Engagement die Produktion des Musicals und auch die Radioübertragung der Prämiere unter schwierigen Bedingungen innerhalb der Wiener Kulturszene überhaupt erst möglich machten.

Es sind zwar noch keine vollen 30 Jahre vergangen, dennoch möchte ich mich heute, am 3. September 2019, mit einem kleinen Artikel an dieses denkwürdige Ereignis in meiner persönlichen Musical ZuseherInnengeschichte erinnern.

Das berühmte Bild des Hofmalers Franz Xaver Winterhalter, auf dem Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn (1837-1898) im wallend weißen Kleid und Brillantsternen im Haar zu sehen ist, war mir als Wienerin schon immer bekannt, ebenso die kitschigen Sissi Filme aus den 1950ern.

Viel mehr wusste ich über Elisabeth nicht. Nur dass Ihre Persönlichkeit wohl nicht sehr viel mit der liebenswert-dümmlichen Filmerversion gemeinsam hatte. Auch war relativ bekannt, dass sie eine der wenigen Frauen Ende des 19. Jahrhunderts gewesen war, die offiziell und für alle sichtbar sehr viel Sport getrieben hatte – was so weit ging, dass in ihren Gemächern in Schönbrunn und der Hofburg eigens eingerichtete Turzimmer existierten.

Turnen ist nicht so meins. Daher konnte ich die Motivation dahinter nicht so wirklich gut nachvollziehen. Die Mitglieder meiner Familie sind eher Skifahrer. Zum Theater hatten wir aber schon immer eine sehr enge Verbindung – vor allem zum Theater an der Wien. Daher wusste ich schon einige Zeit vor der Premiere, dass es eine Radioübertragung durch den Kultursender Ö1 geben werde.

Die Kunst der Aufnahme mit Kassettenrecorder

Da es damals  für mich und meinen bescheidenen Geldbeutel noch keine andere Aufnahmemöglickeit gab, rüstete ich mich mit drei „90er Kassetten“ aus.  Für alle die es nicht kennen: das waren kleine, handliche Tonbandträger zum Abspielen in einem Gerät namens „Kassettenrecorder“. CDs gab es Anfang der 1990er Jahre schon, aber noch keine preislich erschwinglichen Brenner. Internetstreaming war auch keine Option da es erst viel, viel später erfunden wurde. 

Die folgenden 3 Stunden verbrachte ich  damit die Aufnahmezeit im Auge zu behalten und bei passender Gelegenheit – jeweils nach ca. 45 Minuten –  die Kassette umzudrehen oder eine neue einzulegen. Wie der Name schon sagt, konnte das Band einer „90er Kassette“ auf zwei Seiten mit jeweils 45 Minuten bespielt werden.

Ja, es ist kitschig, aber auf eine bis damals sehr ungewöhnlich düstere Weise. Dort wo die sympathisch-dümmlichen Sissi Filme aufhören, beginnt die Geschichte im Musical erst richtig interessant zu werden.

Obwohl ich das Musical auf diese Weise vorerst nur im Radio hören konnte, war ich bereits sehr beeindruckt von der Umsetzung der Geschichte um die wohl bekannteste Österreichische Kaiserin, die eigentlich aus Bayern stammte und am 10. September 1898 von dem Anarchisten Luigi Lucheni mit einer Feile ermordet worden war.

Selbst gebastelte Cover der beiden Kassetten auf die ich die Radioübertragung der Prämiere des Musicals Elisabeth am 3. September 1992 aufgenommen habe.

Die beiden Kassetten existieren in meinem persönlichen Fundus noch heute. Untergebracht sind sie in einer, eigentlich für Tortentransport gemachten, Holzkiste aus dem Hotel Sacher. Ein wie ich finde sehr passender Aufenthaltsort für den „kaiserlichen“ Inhalt. Es bleibt zu hoffen, dass die Bänder noch eine Weile aushalten und sich nicht zu stark zersetzen. Eine Hörprobe vor ein paar Monaten ergab, dass sie im Moment noch sehr gut funktionieren.

Den ersten Kroki-Blogartikel zum Thema findet ihr hier:

Elisabeth (1992) – Eine Musical Zeitreise

Coming soon

Da Elisabeth am 10. September 1898 durch den Anarchisten Luigi Lucheni ermordet wurde, werde ich in typisch makaberer Wiener Tradition meinen nächsten Artikel an einem Jahrestag, dem 10. September 2019, veröffentlichen. Der Titel ist, wie ich hoffe, pietätvoll und zu diesem Anlass passend:

Alle tanzten mit dem Tod – ein paar Gedanken zum Prolog des Musicals und zur Jahrhundert-/Jahrtausendwende

6 Gedanken zu „Elisabeth (Musical 1992) – Premiere live im Radio

  1. 😀 super! wie schön, dass auch andere menschen noch retro tonträger besitzen. ich bin ja erst so um 1999 zu der musik gekommen und hab mir damals die CD der Uraufführung ausgeborgt und auf Minidisc überspielt. Die kam bis zur Inszenierung mit Annemieke van Dam auch immer noch zum Einsatz, als ich dann online nach einer CD gesucht hab, für den Fall, dass die MD irgendwann ihren Geist aufgibt ^.^ Leider sind da ja nur die Highlights drauf, aber dankenswerterweise gibt es auf Youtube ja zwei Videos von der gesamten Generalprobe.

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    1. Uli, ich bin mit meine Antwort wiedermal etwas spät, aber immerhin 😉 Dass es Minidisc gab, hatte ich ganz vergessen – die waren ja sowas wie ein Zwischenschritt zur CD. Schon lustig wie schnell sich die Tonträger ändern. Aktuell überspiele ich gerade die Weihnachts-CD der Vereinigten Bühnen Wien aus 1995 als mp3 in die Cloud, weil in den neuen Laptops keine CD-Laufwerke mehr inkludiert sind.
      Danke für den Tipp mit Youtube – da verbergen sich ja einige alte Aufnahmen-Schätze. Hoffe es kommt keiner auf die Idee sich wg Copyright zu beschweren. Wäre schade, wenn sie die vom Netz nehmen müssten. Ich hoffe auch diese Aufnahmen überleben die nächste „Konvertierungswelle“.

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  2. Hey…. das ist ja witzig.. Ich habe auch eine Kasette mit der Uraufführung. Mein Bruder hat sich damals dran gesetzt und taper aufgenommen – nichts ahnend, was passiert, wenn ich, seine kleine Schwester, das zu Ohren bekäme… Tja.. Das war die Geburtsstunde von mir als Elisabeth-(Musical)fan… Und er musste sich viel viel anhören… Wie ich mich in den verschiedenen Rollen (auch gesanglich %-)) versuchte, Vorträge über Elisabeth hielt oder wir das Musical mit Stofftieren und Spielfiguren nachspielten…
    Aber cool das noch jemand eifrig und oldschoold Elisabeth auf Kassette aufgenommen hat 🙂

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    1. Sehr braver Bruder 🙂 Freut mich, dass du ebenso schöne Erinnerungen mit dem Tonband verbindest. Damals musste man sich echt noch anstrengen um etwas ohne Unterbrechungen am Stück aufnehmen zu können (rechtzeitig Seite wechseln wenn es gerade passt). Ich hoffe deine Musical Leidenschaft macht dir weiterhin Freude und wir alle kommen bald wieder in den Genuss solcher Veranstaltungen !

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  3. Wahnsinn! – Nicht ahnend, dass ein Welterfolg daraus wird; einfach mal auf Kassette aufgenommen… Warst du dann anschließend einmal im Musical Elisabeth in der Ur-Produktion, die von 1992 bis 1998 im Theater an der Wien lief? Wenn ja, wie oft?
    Ich rate dir dringendst die Kassetten zu digitalisieren, sonst sind sie, wie du selber sagt, irgendwann kaputt. Es gibt heutzutage ja viele Firmen, die Digitalisierung, zum Beispiel auch von Video-Kassetten anbieten.
    Gäbe es dann eine Möglichkeit die Aufnahme öffentlich zugänglich zu machen? Würde mir sie zu gerne einmal anhören. Noch dazu, weil ja Pia immer wieder erzählt, dass sie in der Premiere einen Kickser bei „Ich gehör nur mir“ hatte. 😉
    Viele Grüße, Kevin

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    1. Ja, ich hatte aber vorher schon ein paar Hinweise bekommen, dass das „was Großes“ werden könnte. U.a. kannte ich ein paar Leute, die im Theater an der Wien arbeiteten und von den Proben begeistert waren.
      Das hatte auch den Vorteil, dass ich kurz nach der Premiere eine Freikarte erhielt.

      Digitalisiert habe ich die Aufnahme inzwischen auch schon. Und auf mehreren Datenträgern gesichert … hoffe das hält nun eine Weile 😇

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