E.T. phone home ! – Why can’t he just beam up ? – This is reality, Greg.
(Vorsicht Spoiler!)
Das Gartenbaukino
Mittlerweile ist die Wiederaufführung geliebter Kinoklassiker im Wiener Gartenbaukino für mich ein alljährlicher Fixpunkt im Kinojahr. Dieses Kino an der Wiener Ringstraße wurde 1960 am Standort des Vorgängerkinos aus 1919 eröffnet und ist mit einem Saal in dem ca. 700 Personen Platz haben ausgestattet. Lange Zeit war es das Kino mit der größten Filmleinwand in der Stadt. Heute ist es ein beliebtes Premierenkino und Veranstaltungsort für zahlreiche Festivals wie der Viennale, aber auch bekannt für die Aufführung diverser Retrospektiven und Spezialreihen, z.B. Strahler 80, mit Filmklassikern aus den 1980er Jahren, und Schinken, die Aufführung von Monumentalfilmen wie Spartacus, Lawrence of Arabia und Doctor Schiwago.
E.T. – The Extraterrestrial gehört zu jenen Filmen die jedes Jahr auf der Liste stehen, und so startete ich mein persönliches Kinojahr am 3.1.2017 gleich mit einer Reise zurück in die Kindheit. Das Beste daran ist, dass ich diesen Film damals mit meinen Eltern ebenfalls im Gartenbau gesehen hatte. Ich habe also was E.T. angeht eine ganz besondere Verbindung zu diesem Kino.
Der Handlungsrahmen
Für den seltsamen Fall, dass jemand unter den Lesern die Handlung nicht kennt: Im Mittelpunkt stehen der 10-jährige Elliot (Henry Thomas) und ein kleiner, runzeliger Außerirdischer der von seinen Mitaliens unabsichtlich auf der Erde zurück gelassen, von Elliot gefunden und E.T getauft wird.
Da E.T.s Spezies telepathisch miteinander kommunizieren kann, entsteht auch zwischen Elliot und E.T. eine solche Verbindung. Der Außerirdische kann aber nicht ohne andere E.T.s überleben, daher muß Elliot zusammen mit dem älteren Bruder Michael (Robert MacNaughton) und der kleinen Schwester Gertie (Drew Barrymore) dafür sorgen dass die Erwachsenen möglichst wenig von seiner Existenz mitkriegen und das gruselig-süße Wesen eine Botschaft an seine Mit-E.T.s senden kann, damit diese ihn abholen kommen.
Unterstützt werden sie gegen Ende von ihren ebenfalls jugendlichen Freunden. Erwachsene sind entweder komplett anhnungslos, wie Elliots Mutter Mary (Dee Wallace), oder in der Gegnerrolle, vor allem die von der US-Regierung entsendeten E.T. – Jäger. Schließlich stellt sich allerdings heraus, dass einer davon (Peter Coyote als Keys) sich auf Elliots Seite befindet und froh ist dass dieser den Außerirdischen zuerst gefunden hatte.
Ikonische Aufnahmen wie die mithilfe von E.T.s telekinetischen Kräften zum Fliegen gebrachten Fahrräder, sein glühender Finger mit Heilkräften oder die Wiederauferstehung nach dem vermeindlichen Herztod dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Pro
Ich bin zugegebener Maßen kein wirklich objektiver Zuschauer, da ich diesen Film das erste Mal 1983 als 8-jähriges Kind auf der für mich damals riesengroßen Leinwand im Gartenbaukino gesehen hatte und so begeistert davon war, dass wohl auch meine heutige Leidenschaft für Kino und vor allem Science Fiction Filme darin ihre Wurzeln hat.
Regisseur Steven Spielberg betonte in zahlreichen Interviews, dass er sehr viele eigene Kindheitserinnerungen in die Umsetzung von E.T. einfließen ließ. Das Drehbuch entstand durch seine Zusammenarbeit mit der talentierten Autorin Melissa Mathison. Die Umsetzung ist so überzeugend, dass ich mich als Kind damals wirklich total mit Elliot und den anderen Kindern identifizieren konnte. Vor allem die Familiendynamik und die Beziehung zwischen den Geschwisterkindern konnte ich sehr gut nachvollziehen. Was mir heute natürlich dazu noch auffällt sind die geschickten Kameraeinstellungen, in denen Erwachsene meistens von unten nach oben angesehen werden, also aus der Kinder- bzw. E.T. Perspektive.
E.T. selbst ist eine der besten Animatronik – Figuren die jemals in einem Film verwendet wurden. Als Kind wußte ich zwar, dass er in Wirklichkeit eine Puppe ist die im Hintergrund von Menschen gesteuert wurde, aber während ich den Film sah hatte ich trotzdem das Gefühl einen echten Alien vor mir zu sehen. Daran kann ich mich so gut erinnern, dass ich mich jedes Mal wenn ich den Film als Erwachsene sehe wieder in die damalige Stimmung zurück versetzt fühle. E.T. war für mich immer sowohl gruselig (aufgrund der runzligen, feuchten Haut und seiner seltsamen Kräfte die Menschen manipulieren können) als auch süß und schutzbedürftig.
Der oscarprämierte Soundtrack von John Williams ist ebenfalls ein Highlight das ich mir jedes Jahr rauf und runter anhören kann. Am besten ist es aber immer noch die Musik gemeinsam mit den Bildern in einem großen Kinosaal mit guter Soundanlage zu genießen.
Genau so muss Kino für mich sein. Ich will vielseitige Geschichten, die auf mehreren Ebenen funktionieren (Handlung, Thematik, Optik, Filmmusik), und mehrdimensionale, glaubwürdige Charaktere die auch nach Jahrzehnten noch echt auf mich wirken und ich mich immer wieder darauf freue sie wieder zu sehen, wie alte Bekannte aus der Schulzeit.
Contra
Habe ich schon mal gesagt, dass mich die nachträgliche äußerliche Veränderung geliebter Filmcharaktere durch CGI – Effekte unendlich nervt ? Nachdem George Lucas die Welt mit einer Neuauflage der ersten drei Star Wars Filme beglückt hatte, war auch Onkel Steven Spielberg auf den Zug aufgesprungen und ließ den armen E.T. zum 20. Geburstag im Jahr 2002 in einigen Szenen digital verändern. F*** you. Diese Szenen reißen mich jedes Mal raus wenn ich den Film sehe. Nein, so sieht E.T. nicht aus. Er hat eine animatronische Mimik, die immer schon so realistisch rüberkam, dass es keinem Zuschauer wirklich je ein Bedürfnis sein konnte daran rumfummeln zu lassen. Ich mag CGI, aber nur dort wo es wirklich passt und von Anfang an in den Film mit eingebunden ist. Nachträgliches Herumpfuschen hat sich im Moment eh wieder aufgehört und sollte auch mit keinem Film mehr gemacht werden.
Fazit
Wie schon gesagt kann ich über E.T. – The Exraterrestrial kein wirklich neutrales Urteil abgeben, da der Besuch der Vorstellung 1983 im Gartenbaukino für mich eines der schönsten Kindheitserlebnisse war, an das ich mich heute noch sehr detailgenau erinnern kann. Empfehlen kann ich den Film allen die gerne Filme aus den 1980er Jahren sehen, da Steven Spielberg diese Epoche cineastisch wie kein anderer prägte. Egal ob man diese Zeit selbst erlebt hat oder sich generell gerne alte Filme ansieht, egal ob man Science Fiction Fan ist oder nicht: E.T. ist ein Film den man sich immer wieder ansehen kann um nachzuvollziehen wie die 1980er tickten. Gleichzeitig ist er ein zeitloser Klassiker dessen Geschichte auch heute noch tadellos funktioniert und dessen Stil zum Glück durch die nachträglich eingefügten CGI-Fummeleien nicht an Gesamtwirkung verliert.
E.T. bekommt von mir daher 5 von 5 Krokis denen das glühende Herz aufgeht wenn sie ihn treffen.
5 / 5