Logan (2017) – Taschentücher raus um Blut und Tränen abzuwischen !

So you are an X-Men Fan … Maybe a quarter of that happened. But not like this !

17 Jahre ist es bereits her dass Hugh Jackman zum ersten Mal als grummeliger, krallenbestückter und mit Selbstheilungskräften ausgestatteter X-Men Kollege Wolverine in Erscheinung trat. In der Zwischenzeit hat sich einiges verändert, so auch der optische und psychische Zustand von Wolverine. Jackman hat angekündigt dass Logan der letzte Film sein solle in dem er in der Rolle dieser Figur auftreten werde. Sein Abschiedsgesang ist angenehm philosophisch, aber auch überaus actionreich und dramatisch.

(Vorsicht Spoiler!)

Handlungsbogen

Es sieht düster aus in der Welt der Mutanten anno 2028. Einige wenige alte X-Men sind noch am Leben. Wodurch genau die anderen abgelebt sind, wird nicht ganz verraten. Nachwuchs gibt es auch keinen mehr, da die Regierung schleichend und ohne viel Aufhebens durch Beigabe medizinischer Zusatzstoffe in die Grundnahrungsmittel der Menschen die Ausbildung neuer Mutationen stoppte. Genetische Wunder gibt es nur mehr im Auftrag geheimer Forschungseinrichtungen.

Die Firma Transigen hat in Mexico künstliche Mutantenkinder gezüchtet, welche sich jedoch als unzureichend lenkbare Soldaten herausstellten und nun einer weiterentwickelten Klonvariante weichen müssen. Eine der überlebenden Mutantenkinder ist X-23 aka Laura (Dafne Keen), die von der Krankenschwester Gabriela (Elizabeth Rodriguez) über mehrere Grenzen nach Kanada geschmuggelt werden sollte.

Auf ihrem steinigen Weg in das angeblich existierende Mutantenexil Eden treffen sie auf den sichtlich gealterten und ziemlich lebensüberdrüssig gewordenen Logan aka Wolverine (Hugh Jackman), der sich mit einer geleasten Limousine als Chauffeur durchs Leben schlägt und davon träumt sich mit dem mühsam ersparten Geld eine Yacht zu kaufen, um mit dem inzwischen ebenfalls alt und schwach gewordenen Charles Xavier aka Professor X (Patrick Stewart) unter zu tauchen und irgendwo doch noch einen halbwegs ungestörten Lebensabend verbringen zu können.

Einige Actionsequenzen später ist die Krankenschwester Gabriela tot, das Helferlein Caliban (Stephen Merchant) – ein Mutant der andere Mutanten wie ein Sentinel aufspüren kann-  ist in die Hände der bösen Verfolger gefallen und Logan findet sich unabsichtlich auf einem schrägen Road Trip mit Laura und Charles wieder, mit dem Ziel die angebliche Mutantenenklave in North Dakota zu finden, deren Koordinaten aus einem X-Men Comicbuch stammen.

VORSICHT SPOILER !! Finger weg, falls ihr den Film noch nicht gesehen habt !! 

Im zweiten Akt der Handlung, dem Raod Trip auf der Suche nach dem Treffpunkt der überlebenden Mutantenkinder aus dem mexikanischen Labor, treffen unsere Antihelden auf eine sympathische aber leider zum grausigen Ableben verurteilte Familie, bei der sie für einen Abend unterkommen und ein wenig normales Leben auf dem Lande schnuppern dürfen. Leider erwischt es im Zuge der Ereignisse auch den armen Charles Xavier. Er wird von X-24, einem Klon-Wolverine-Prototypen,  getötet.

Obwohl Logan nicht daran glaubt, dass die Informationen aus dem Comicbuch wirklich irgendwohin führen werden, bringt Laura ihn dazu sie trotzdem an den angegebenen Ort in North Dacota zu bringen. Zu unser aller Erstaunen stoßen sie dort dann wirklich auf die anderen Kindermutanten, welche vorhaben in die besagte Enklave in Kanada weiter zu ziehen. Ob diese wirlich existiert, wird nicht verraten. Es gibt jedoch eine Kontaktfrau mit der sie Funkkontakt haben.

Im letzten Akt muss Logan die Kinder noch ein letztes Mal vor den Klauen der bösen Militaristen, angeführt von dem mit einem Roboterarm ausgestatteten Pierce (Boyd Holbrook) und dem Wissenschaftler Dr. Rice (Richard E. Grant) retten. Diese blutige letzte Schlacht ist ebenfalls sehr effektvoll und mitreißend inszeniert. Schlußendlich wird dann noch einmal kräftig auf die Tränendrüse gedrückt als die kleine Laura dann doch endgültig Abschied von Logan nehmen muss. Sein Grab wird mit einem aus Ästen zusammengebundenen X markiert.

Pro

Während die ersten beiden Wolverine Solofilme meiner Meinung nach eher mau bis uninteressant waren, bekommen wir in diesem vorerst letzten Auftritt der Figur auf der großen Leinwand eine überaus berührende, 138 Minuten dauernde Abschiedsvorstellung gezeigt, welche den Character von Logan, sowie den des schon etwas senil gewordenen Charles Xavier, noch einmal so richtig schön in allen Facetten zeigt und es uns so richtig schwer macht am Ende wirklich Abschied nehmen zu müssen.

Ein großes Pro ist die Entscheidung der Filmmacher diesen Streifen nicht jugendfrei zu machen. Gegen die durchaus brutal blutigen Actionszenen in Logan sieht Wolverines bisheriges Leben auf der Kinoleinwand echt alt aus (Wortspiel absichtlich eingefügt). Passend dazu ist die Stimmung durchwegs düster und unheilschwer. Nur selten wird die depressive Grundlage durch einen mehr oder weniger gut platzierten Wink auf die X-Men Comics oder Logans sarkastische Einzeiler durchbrochen.

Sowohl Hugh Jackman als auch Patrick Stewart geben in ihren Rollen diesmal wirklich alles um den jeweiligen alternden Helden bzw. Antihelden glaubhaft und gleichzeitig so gefährlich wie sympathisch darzustellen. Sehr schön heraus gearbeitet sind die alltäglichen Probleme des Älterwerdens, wie z.B. die Veränderung des Aussehens, der schwieriger werdenden Kontrolle über Körper und Geist und die allgemein abnehmende Leistungsfähigkeit, verbunden mit der verstärkten Sehnsucht nach Ruhe und friedlichem Familienleben, welches beiden ex X-Men leider nicht gegönnt ist.

Beide spielen ihre Alterserscheinungen so gut, dass man echt beginnt sich Sorgen um die echten Darsteller zu machen. Zum Glück sind Jackman (48) und Stewart (76) aber im realen Leben noch nicht ganz so zerzaust und auch geistig noch sehr gut beieinander, wie zumindest die Interviews und Talkshow Auftritte der letzten Wochen erahnen lassen.

Auch die Darstellung von Dafne Keens Laura ist sehr gut gelungen. Ich war von Anfang an sehr begeistert von der coolen Performance der Elfjährigen, vor allem in den Kampfsequenzen und aufgrund der Tatsache dass sie fast den ganzen Film über nicht viel spricht, sondern allein über ihre Mimik und Gestik kommuniziert. Interessant wird, ob wir sie in Zukunft wohl öfter als Mini-Wolverine sehen werden. Eine Fortsetzung der Fluchtgeschichte der Nachwuchsmutanten scheint mir aufgrund des durchwegs guten Feedbacks für diesen Film sehr warhrscheinlich.

Sehr gut gefallen hat mir auch die Einbindung der X-Men Comicbücher in die Handlung. Logan hebt in seinen sarkastischen Kommentaren hervor, dass von den Geschichten in den Comics nur ca. 1/4 in seinem Leben (=den Kinofilmen) passiert ist, und das auch meistens ganz anders. Die Comics sind für ihn also nicht die Quelle sondern die Imitation, wogegen wir als Publikum natürlich wissen, dass es in unserer Realität genau umgekehrt ist. Der Film Logan selbst beruht ja auch lose auf der Comicreihe Old Man Logan, in der die Ereignisse teilweise ähnlich, im Großen und Ganzen aber ziemlich anders ablaufen. Auch dass die Koordinaten in den Comics dann doch einen wichtigen Ort in der Filmrealität markieren, ist ein netter Hinweis auf die Beziehung der beide Medien Film und Comicbücher. Art imitates life imitates art.

Schließlich möchte ich auch den, in den X-Men Comics und FIlmen obligaten, Sozialkommentar lobend erwähnen. Da der Film in der Zeit während des US Wahlkampfes enstand, in dem Donald Trump mehrmals davon sprach als Präsident eine Mauer an der Grenze zu Mexico errichten zu wollen, um unerlaubte Grenzübertritte zu verhindern, ist die Parallele zur Flucht aus dem mexikanischen Labor über die Grenze zur USA und am Ende nach Kanada ziemlich sicher keine unbeabsichtigte geworden. Interessant ist, in diesem Zusammenhang, dass die angebliche Enklave, in die sich die verfolgten Juniormutanten begeben wollen, sich in Kanada befindet und nicht in den USA. Auf eine sehr unheimliche Weise wurde hier schon vorhergesagt, dass das Land of the Free für Flüchtlinge alles andere als sicher werden würde und der Umgang Kanadas mit seinen Minderheiten sich vergleichsweise um einiges besser darstellt.

Contra

Wer Reiß- und Stichwunden, sowie in Nahaufnahme und Zeitlupe gefilmte Abtrennung von Gliedmaßen und Köpfen nicht verträgt, ist in diesem Film definitiv nicht gut aufgehoben.  Der gehobene Brutalitätsfaktor trägt zwar sehr zum angestrebten Realismus der Kampfsituationen bei, in denen Logan und Laura sich ständig mehr oder weniger unabsichtlich wiederfinden. Andererseits könnte man aber argumentieren dass an manchen Stellen schon über das Ziel hinausgeschossen bzw. gestochen wird und es wirklich notwendig ist Blut und Hirnmasse in Zeitlupe an einem vorbei Spritzen zu sehen. Wer dahingehend schreckhaft ist, sollte sich den Film lieber nicht bzw. im Heimkino auf kleine Raten verteilt ansehen.

Ein weiteres kleines Manko des Films ist die Gewichtung der Handlungselemente in den 3 Akten. Während der erste Akt Charaktere und Handlung sehr gut einführt und auch einige sehr gute Kampfsequenzen (z.B. die Flucht aus Mexico und Charles telekinetischen Anfall im Hotelzimmer)  zeigt, fällt der Spannungsfaktor im Mittelakt sehr stark ab und es überwiegt die etwas langsame, ruhigere Charakterzeichnung von Logan, Charles und Laura im Kontakt mit der netten Familie deren Pferde sie retten und mit denen sie ein ausgiebiges Abendessen mit anschließendem Sleepover absolvieren. Das ist zwar per se nicht schlecht, hätte aber durchaus ein bisschen kurzatmiger gestaltet werden können. Der letzte Akt mit der Verfolgungsjagd in den Wäldern von North Dakota ist dann wieder sehr actionlastig und blutig, bis zum bereits erwarteten bitteren Ende.

Fazit

Logan ist auf jeden Fall nichts für Zuseher mit schwachen Nerven oder einer Abneigung gegen das Ansehen von Blutzspritzern und drastischen Kampfszenen in Zeitlupe. Wer das verträgt und eine wirklich mal komplett anders aufgebaute X-Men Geschichte sehen möchte, in der die Hauptfiguren alt, grummelig, lebensmüde und sarkastisch sind, wird an diesem Werk durchaus Freude haben. Ich wünsche mir in Zukunft jedenfalls mehr solche Geschichten, die unsere altbekannten Superhelden von ihrer nicht ganz so schönen aber realistischeren Seite zeigen.

Von mir bekommt Logan, unter der hervorragenden Regie von James Mangold,  daher krallenbesetzte 4 von 5 Krokis, welche schon für ihre Pensionsvorsorge sparen um sich so bald wie möglich mit einer schicken Yacht absetzten zu können, bevor die Welt um sie herum endgültig den Bach hinunter geht.

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Wie hat euch der Abgesang auf den Jackman-Wolverine gefallen ? Eure Infos, Fragen und Antworten könnt ihr wie immer in den Kommentaren posten.

Über Rückmeldung freue ich mich immer !

 

 

 

 

Ein Gedanke zu „Logan (2017) – Taschentücher raus um Blut und Tränen abzuwischen !

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