Die dritte Folge der 10. Staffel kommt zum Glück wieder um einiges näher an das Niveau der 1. Folge The Pilot heran. Passend zum April-Wintereinbruch in Mitteleuropa spielte die Geschichte diesmal im verschneiten,viktorianischen London, zum Großteil auf der gefrorenen Themse.
Never underestimate the collective human ability to overlook the inexplicable ! (The Doctor)
Handlungsrahmen
Nach bestandenem Abenteuer mit den Smiley-Robotern in der 2. Folge Smile bringt die TARDIS den Doctor (Peter Capaldi) und Bill (Pearl Mackie) nicht wie erwartet zurück in dessen Büro an der Uni in Bristol. Statt dessen landen sie mitten in einem Frost Fair auf der Themse (ein Jahrmarkt der, historisch korrekt, das letzte Mal im Jahr 1814 stattfand).
Die beiden wandern interessiert und belustigt durch den Jahrmarkt. Vor allem Bill macht ihr erster Abstecher in die Vergangenheit sichtlich Spaß. Ihr fällt zwar auf, dass es unter der Eisfläche sich bewegende, grün leuchtende Punkte gibt, doch sie ist viel zu abgelenkt durch das bunte Treiben um sich darüber Sorgen zu machen.
Doch dann wird des Doctors Sonic Scredriver ihm von einem kleinen herumstreunenden Jungen entwendet, der offensichtlich davon zu leben scheint Besucher des Jahrmarkts zu bestehlen. Die Verfolgung endet leider mit dem tragischen Tod des Jungen. Die grün leuchtenden Punkte unter dem Eis formen einen Kreis und schmelzen die Eisoberfläche, so dass der Junge darunter verschwindet. Dem Doctor gelingt es gerade noch, den Screwdriver aus dessen eiskalter Leichenhand zu reißen.
Bill ist ziemlich geschockt über den Tod des Jungen, noch viel mehr aber über die trockene Reaktion des Doctors. Sie rauft sich jedoch schnell wieder zusammen. Mit Hilfe einer Gruppe streunender Kinder wollen die beiden das rätselhafte Verschwinden von Menschen auf dem Eis ergründen.
Der Doctor nimmt Bill auf einen Tauchgang mit und sie entdecken, dass am Grund der Themse ein enorm großes Unterwasserwesen angekettet ist. Weitere Investigation ergibt einen Zusammenhang zu den Machenschaften des reichen Mr. Sutcliffe (Nicholas Burns). Schließlich stellt sich heraus, dass das Wesen aufgrund dessen Profitstrebens mit Menschen gefüttert wird, um aus seinen Exkrementen eine Art Brennstoff zu gewinnen, der äußerst gewinnbringend verkauft werden kann.
Natürlich lässt der Doctor nicht zu, dass das so weiter geht. Das Wesen wird befreit, frisst auf seiner Flucht den Bösewicht auf und die Kinder erben dessen Vermögen, dank der hervorragende Fälscherarbeit die der Doctor an der Testamentsurkunde leistet.
Pro
Die Beziehung zwischen Bill und Doctor wird weiter vertieft und die beiden haben wieder einmal wirklich gute Dialoge. Sehr gut fand ich die Einbindung von bisher noch nicht beleuchteten Facetten der Dinge die wir als langjährige Zuseher der Serie schon für gegeben ansehen. So hat Bill z.B. zgroße Bedenken sich in einem viktorianischen Setting zurecht zu finden, da sie fürchtet aufgrund ihrer Hautfarbe aufzufallen. Der Doctor stimmt teilweise zu, gibt jedoch zu bedenken, dass es in London zu dieser Zeit bereits viele Bewohner verschiedener Ethnien und Nationalitäten gab. Den meisten Menschen sei nicht bewußt dass die Erzählungen die wir kennen meistens nur einfach „weiß gewaschen“ sind.
Als Bill das erste Mal damit konfrontiert wird, dass der Doctor auf Todesfälle, die sich während seiner Abenteuer ereignen, eher kühl und emotionslos zu reagieren scheint, ist das für sie ein echter Schock. Auch das fand ich sehr gelungen dargestellt. Es ist auch gut uns Zuseher daran zu erinnern, dass es eigentlich ziemlich schlimm ist wenn Personen zu Tode kommen, auch wenn wir schon damit rechnen dass es so sein wird. Andererseits ist der Doctor ein schon über 2000 Jahre altes Alien und sieht die Dinge daher oft ein bisschen anders als wir einfachen Menschen. Als Bill ihn fragt ob er selbst schon jemanden umgebracht hat, versucht er zwar der Antwort auszuweichen, aber auch hier werden wir sehr schön daran erinnert, dass seine Abenteuer in Raum und Zeit manchmal auch unangenehme Schattenseiten haben.
Als Kontrast zu dieser doch eher traurigen Szene gibt es später als Trost noch etwas zu lachen als der Doctor auf die rassistischen Aussagen des skrupellosen Sutcliffe mit einer Ohrfeige reagiert, welche diesen sogar k.o. gehen lässt. Kurz zuvor hatte er Bill noch dafür gerügt ein für das Gespräch zu aufbrausendes Temperament zur Schau zu stellen, so dass er als der besonnenere Part das Reden übernehmen werde.
Always remember, Bill: Passion fights, but reason wins !
Ich interpretiere es so, dass der Doctor wohl doch sehr genau darüber nachdenkt was seine Companions über ihn sagen, auch wenn man ihm das zunächst nicht wirklich ansieht. Während Bill so entsetzt über seine kühle Reaktion auf den Tod des Waisenjungen reagiert hatte, wurde er in der zweiten Situation, als Bill auf üble Weise dem Rassismus Sutcliffes ausgesetzt war, um einiges emotionaler als er es eigentlich vorsah. Ob das wirklich unabsichtlich war oder er es tat um Bill zu zeigen, dass er durchaus auch Situationen gibt in denen er temperamentvoll auf Provokationen reagieren kann, ist wohl absichtlich nicht ganz sicher. Das zeigt es uns wiedermal sehr gut, dass seine Verhaltensweisen grundsätzlich ziemlich unberechenbar sind und wir nie ganz sicher sein können wie eine Szene, die offenbar eindeutig abzulaufen scheint, am Ende dann wirklich ausgeht.
Was mir an dieser Folge ebenfalls sehr gut gefiel, waren die toll gemachten Kostüme – vor allem Capladis weißer Stehkragen und der Zylinder passten perfekt in das viktorianische Setting. Hinzu kommen auch noch die zahlreichen Anspielungen auf klassische Romanfiguren wie Oliver Twist (Waisenkinder), Mr. Scrooge und Sherlock Holmes (des Doctors Outfit und seine detektivische Herangehensweise), sowie auf andere Literaturklassiker wie 20.000 Meilen unter dem Meer (Tauchanzüge im Retrolook und ein Unterwassermonster). Auf einer Metaebene wird uns dadurch vorgeführt wie sehr unser Bild der viktorianischen Epoche wirklich von den in Film und Literatur dargestellten, fiktionalen Figuren und Begebenheiten abhängt. Zusammen mit der Bemerkung über das „White Washing“ der Geschichte ergibt das einen sehr schönen thematischen Bogen, der sich über die ganze Folge spannt.
Contra
Während wir in Sachen Charakterentwicklung ein großes Stück weiter kommen, ist die eigentliche Handlung wieder einmal nicht ganz so neu und enthält nicht zu übersehbare Parallelen zu Altbekanntem. In diesem Fall sind es die Folge The Beast Below (Staffel 5), in der es ebenfalls um ein versklavtes Lebewesen ging welches angekettet und unter traurigen Umständen dahinvegetieren musste, und Meat (Torchwood Staffel 2), in der ein unschuldiges Alien gefangen gehalten und gemestet wurde um seine Einzelteile als Fleischersatz zu verkaufen.
Mir ist nicht ganz klar ob es dahingehend irgendeinen Masterplan für die 10. Staffel gibt. Das Entnehmen einzelner Handlungen und Thematiken aus bereits existierenden Geschichten des Whoniversums scheint, nachdem es in 3 aufeinander folgenden Episoden vorkam, irgendwie Absicht zu sein. Die Frage ist nur: Warum ???
Als der Doctor und Bill am Ende wohlbehalten an ihrem Ausgangspunkt (dem Büro in der Universität) ankommen, werden sie von einem sehr unruhigen Nardole (Matt Lucas) empfangen. Dieser macht sich erhebliche Sorgen darum, dass der Doctor seinem Versprechen nicht nachkommen könnte auf das aufzupassen was sich hinter dem mysteriösen Tor in den Kellergewölben verbirgt. Mehr als ein unheimliches 3x Klopfen bekommen wir aber auch diesmal dazu nicht zu sehen oder zu hören.
Schön langsam nerven mich die Teaser auf das sagenhafte Was-auch-immer hinter dieser Türe. Immerhin wissen wir aus dem Staffeltrailer schon, dass es mindestens eine Folge mit Missy (Michelle Gomez)und dem Master aus der 3. und 4. Staffel (John Simm) geben wird. Letzterer war damals auch mit der Tagline „He will knock 4 times“ geteased worden. Falls der Klopfer nun wieder der Master sein sollte, fände ich das also wenig originell.
Fazit
Obwohl ich das Setting, die viktorianischen Kostüme, die Dialoge und die Charakterentwicklung in dieser Folge super fand, muss ich bei der Bewertung leider ein paar Punkte abziehen für die etwas unoriginelle Story um das 0815 Unterwassermonster (welches in ähnlicher Form bereits mehrmals verwurschtet worden war) und den generischen Bösewicht.
Daher vergebe ich für Thin Ice frostgeschüttelte 3,5 von 5 Krokis, welche gerne mehr über das Leben des Urviechs, seine Herkunft, Emotionen und Motivationen erfahren hätten als nur ein paar schlechte CGI – Aufnahmen seines nicht gerade attraktiven Äußeren serviert zu bekommen.
3,5 / 5
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Die Torchwood-Folge mit dem armen Alien 😦 Das war sehr grausam. Ansonsten eine nette Folge, ich bin gespannt was hinter der Tür lauert.
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Ja, das Meat – Alien war wirklich arm dran. Würde aufgegessen und war noch schlechter animiert als das Themsemonster !
Hoffentlich hat das Klopfen nichts mit dem Master zu tun und auch nicht mit einer früheren Inkarnation des Doctor oder irgendwas das mit Gallifrey zusammen hängt…. Das wäre alles zu vorhersehbar.
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