Nachdem wir in dieser Staffel schon in der Zukunft, in der Vergangenheit und auf einem fremden Planeten waren, finden wir uns in der 4. Folge wieder auf der Erde der Gegenwart ein. Diesmal geht es nicht um die Weiten von Raum und Zeit, sondern um gruselige Begebenheiten in einem alten Herrenhaus. Ob das eine gute Idee ist, könnt ihr in meinem Review nachlesen.
You don’t have to go to outer space to find monsters. There’s plenty of things that wanna kill you right on earth (Nardole)
Vorsicht Spoiler !
Handlungsrahmen
Bill (Pearl Mackie) zieht zusammen mit ihren UnikollegInnen Shireen (Mandeep Dhillon), Harry (Colin Ryan), Paul (Ben Presley), Pavel (Bart Suavek) und Felicity (Alice Hewkin) in eine WG. Da sie sich nichts Großartiges leisten können, nehmen sie das vermeintlich sehr gute Angebot eines älteren Landlords (David Suchet) an, der Ihnen ein altes, knarriges aber sonst ganz gut erhaltenes Landhaus zur Miete zur Verfügung stellt.
Der Doctor (Peter Capaldi) hilft Bill beim Umziehen und bemerkt gleich, dass an dem Haus irgendetwas seltsam ist. Bill möchte zunächst nichts davon wissen, da sie ihre Abenteuer mit dem Doctor von ihrem Privatleben trennen möchte. Er nervt sie mit seiner unangemeldeten Anwesenheit zum Abendessen. Doch dann stellt sich natürlich heraus, dass er recht hatte und der nette Vermieter entpuppt sich als sinisterer Vertuscher eines Alienbefalls durch kleine Holzschaben (die im Englischen Original „lice“ = Läuse genannt werden, aber mehr wie modifizierte Küchenschaben aussehen).
Die MitbewohnerInnen haben ziemlich die Arschkarte gezogen, da sie alle nacheinander von den Holzwänden absorbiert oder von den Schaben aufgelöst werden. Bevor Bill an der Reihe ist, macht sie Bekanntschaft mit Eliza (Mariah Gale), einer früheren Bewohnerin des Hauses. Diese befindet sich in einem seltsam holzartigen Zustand und war wohl schon sehr lange im Keller des Hauses eingesperrt.
Inzwischen findet der Doctor in einem anderen Kellerraum diverse Gegenstände und Fotos früherer Hausbewohner, darunter Polaroidbilder aus den 1970er Jahren. Der Doctor analysiert die Situation und vermutet zunächst, dass Eliza die Tochter des Landlords ist, welche sterbenskrank wurde und nur unter Einwirkung der Alien Holzschaben künstlich am Leben gehalten wird. Das ist natürlich nicht ok, da die Schaben dafür andere Menschen in die Wände absorbieren müssen, vermutlichs um sie zu fressen und dadurch Energie zu gewinnen.
Eliza hat nicht sehr viele Erinnerungen an ihr früheres Leben, der Landlord muss schließlich zugeben, dass er nicht ihr Vater ist sondern ihr Sohn, der sie vor 70 Jahren auf diese unorthodoxe Weise vor dem Tod bewahrte. Eliza möchte ihren Sohn von seiner Last befreien und in die Welt hinaus schicken.
Where is the point in surviving if you never see anyone, if you hide yourself away from the world ? When did you last open the shutters ? ( The Doctor)
Da der Landlord sich aber weigert seine Mutter zu verlassen und außerdem Bill und den Doctor zu töten droht, muss sie sich schließlich mit ihm zusammen von den Schaben auflösen lassen. Das Haus bricht daraufhin in sich zusammen, doch Bills StudienkollegInnen werden schnell noch frei gegeben.
Pro
Was mir an dieser Folge besonders gefällt ist die Interaktion des Doctors mit Bill und ihren StudienkollegInnen in einer privaten Situation. Sehr lustig waren die Szenen beim Einzug, als Bill ihren MitbewohnerInnen erzählt, dass der Doctor ihr Großvater sei. Die Reaktion der anderen ist sowas wie „Ok, ja klar, cool“ wobei bewußt nicht geklärt wird ob sie ihr das abnehmen oder denken, dass der Doctor Bills Partner ist und sie irgendwie ein Faible für ältere Männer zu haben scheint. Entsprechend unzufrieden ist Bill auch mit der Tatsache, dass der Doctor sich ohne ihr Einverständnis weiter im Haus aufhält.
Obwohl in einer 50 Minuten dauernden Folge natürlich nur eine sehr kurze Einführung der Nebencharaktere stattfinden kann, bekommen wir in einer Szene am Anfang einen guten Eindruck davon wie die StudentInnen so drauf sind und dass sie den Doctor wirklich cool und lässig zu finden scheinen. Vor allem weil er mit der Playlist von Bills Handy für musikalische Unterhaltung sorgt.
Interessant fand ich in diesem Zusammenhang, dass der Doctor auch etwas isst (sieht aus wie ein chinesisches Hummerchip). Irgendwie habe ich diese Figur bis jetzt noch nichts essen sehen. Kann das sein? Das Internet sagt, dass vor allem der 3. Doctor John Pertwee manchmal auch an etwas geknabbert haben soll. Das kann ich nicht beurteilen, da ich von ihm erst sehr wenige Folgen kenne.
Ich frage mich also ob/wann der Doctor normalerweise Nahrung zu sich nimmt. Offensichtlich irgendwann zwischen den Folgen, wenn keiner dabei ist. Jedenfalls erfahren wir zum Schluss, dass auch der/die/dasjenige hinter der ominösen Türe im Kellergewölbe der Universität gerne mal etwas Gutes zu essen bekommt, da der Doctor dort mit zwei Tüten voll Speisen ankommt. Außerdem scheint es jemand zu sein, der/die Fähigkeit besitzt Klavier zu spielen. Es muss also zumindest jemand sein der/die auch entsprechende Hände besitzt, also entweder menschlich ist oder zumindest ein Alien mit Händen. Ich sehe, ich schweife ab …..
Das Creature Design von Eliza im Holzlook war ebenfalls sehr schön. Soweit ich es richtig gesehen habe, ist es eine Mischung aus Bodymakeup und CGI (vor allem im Gesicht bzw. den Nahaufnahmen der Bewegungen). David Suchet ist ebenfalls ein guter Schauspieler und passt daher gut in die Rolle des seltsamen älteren Herren, der ein dunkles Geheimnis hütet.
Contra
Der Gruselfaktor war trotz der Horrorhaus-Prämisse nur sehr stark abegeschwächt vorhanden. Ich nehme an, dass die Serienmacher daran dachten, dass Doctor Who eine Familiensendung ist und klopfende Wände die Menschen absorbieren, eine Holzkreatur und Alienschaben schon gurselig genug sind um jüngeren ZuseherInnen Angst zu machen.
Trotzdem fand ich die Idee eine einfache, relativ günstig produzierte Geschichte in einem Gruselhaus spielen zu lassen ganz gut umgesetzt. Das liegt vor allem wiedermal an den Dialogen zwischen dem Doctor und den anderen MitspielerInnen. Leider wurde David Suchet, der eigentlich sehr gut in die Rolle des seltsam mystischen Landlords passte, ziemlich unterbeschäftigt. Ich hätte gerne noch ein bisschen mehr verbalen Schlagabtausch zwischen Capaldi und ihm gesehen !
Zuguterletzt muss ich sagen, dass ich mit dem Happy End unzufrieden bin, in dem alle von Bills MitbewohnerInnen am Ende wundersamerweise wieder frei kommen bevor das Haus in sich zusammenbricht. Eine Folge zuvor waren wir noch darauf hingewiesen worden, dass jeder mit dem der Doctor auf seinen Reisen in Kontakt kommt sterben kann, wenn er oder sie nicht aufpasst (wie der Waisenjunge der vom Unterwasserwesen aus der Themse gefressen wurde). Kurz darauf werden auf einmal ALLE gerettet und haben, abgesehen vom Verlust ihrer persönlichen Gegenstände die beim Umzug schon im Haus deponiert worden waren, auch keine wirklich bleibenden Schäden erlitten. Irgendwie nicht sehr konsequent, oder ???
Und warum wurden eigentlich nur die Opfer frei gegeben, die in dieser Folge von den Schaben angefallen worden waren, und nicht auch welche denen das in den –zig Jahren zuvor passierte? Vielleicht waren die anderen schon zu sehr aufgelöst und der Prozess bei Bills Kollegen noch nicht so weit fortgeschritten? Irgendwie hat keiner daran gedacht uns Zusehern dafür eine plausible Erklärung zu geben.
Fazit
Knock Knock ist eine durchaus unterhaltsame Geisterhaus – Folge, die sehr gut ohne den üblichen Bombast und Sci-Fi Krimskrams auskommt. Ein bisschen mehr echtes Gruseln, mehr David Suchet und ein weniger kitschiges Ende hätte aber durchaus noch dabei sein dürfen. Daher vergebe ich bodenständige 3 von 5 Krokis, welche auf einer knirschenden Bodenlatte stehen und hoffentlich nicht von den Alien Holzschaben absorbiert werden.
3 / 5
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