Eine Folge die ein beliebtes Star Trek Zitat enthält und erweitert kann ja schon mal nicht so schlecht sein !
Doctor: Space, the final frontier. Final …. because it wants to kill us !
Vorsicht Spoiler!
Handlungsrahmen
Bei der Besprechung dieser Folge kann ich beim besten Willen nicht spoilerfrei bleiben, da ich die wichtigen Aspekte sonst nicht ansprechen könnte !
Wie aus obigem Zitat schon ersichtlich ist, tragen sich die Ereignisse diesmal wieder im Weltraum zu. Ort der Handlung ist eine Raumstation die eine Firma gehört welche Asteroiden abbaut um Rohstoffe zu gewinnen. Die TARDIS Crew – 12. Doctor (Peter Capaldi), Bill (Pearl Mackie) und Nardole (Matt Lucas) – erreicht ein Notruf von dieser Minenstation und sie beschließen diesen ernst zu nehmen, obwohl Nardole sehr große Bedenken hat, da der Doctor eigentlich verpflichtet ist auf der Erde zu bleiben und auf das gefährliche Etwas in den Kellergewölben der Uni aufzupassen.
Doctor: That is my theme tune, otherwise known as a distress call.
Als sie dort ankommen, muss von der TARDIS erstmal eine atembare Atmosphäre geschaffen werden. Offensichtlich war diese aus der Raumstation entwichen. Zunächst scheint sie auch verlassen worden zu sein. Später stellt sich allerdings heraus, dass die Crew von ihren Raumanzügen, welche durch einen autark agierenden Algorithmus gesteuert werden, getötet worden waren und nun wie fremdgesteuerte Zombies herumlaufen. Ein kläglicher Rest der Crew konnte sich gerade noch in den Reaktorraum im Zentrum der Station flüchten. Dummerweise wird des Doctors Sonic Screwdriver ihm auch noch von einem der leeren, selbständig agierenden Raumanzüge abgenommen.
Der einzige Weg zum Reaktorraum führt schließlich über die Außenhülle, da alle inneren Gänge von den Zombies versperrt werden. Obwohl sie wissen, dass es sehr gefährlich ist einen der Raumanzüge anzuziehen, bleibt dem Doctor, Bill und Nardole nichts anderes übrig diesen Weg zu nehmen. Als sie sich in der Schleuse befinden, scheint Bills Helm defekt zu sein, denn sobald sie ihn aufsetzt ertönt ein Warnsignal und sie muss den Helm wieder abnehmen um nicht zu ersticken. Da sich die Außentore aber bereits öffnen, muss der Doctor sein eigenes Leben aufs Spiel setzen indem er Bill seinen Helm gibt.
In der anderen Schleuse angekommen, stellt sich heraus dass der Doctor aufgrund seiner Timelord Konstitution den Aufenthalt im Vakuum mit einem nur sehr schwach schützenden Kraftfeld statt Raumhelm zwar überlebt hat, aber seine Augen durch den Unterdruck stark beschädigt sind. Sprich der Doctor ist erblindet, der Kontakt zur TARDIS abgebrochen. Zudem haben alle Betroffenen nur mehr wenig Sauerstoff übrig und die äußerst kapitalistischen Regeln der Benützung der Raumanzüge läßt keine Neuaffüllung zu solange nicht Ordnungsgemäß dafür bezahlt wird.
Doctor: No TARDIS, no Sonic Screwdriver, 10 minutes of oxygen left and now I’m blind … Imagine how unbearable I‘m going to be when I pull this off !
Um die Risiken noch ein bisschen weiter zu steigern, streikt Bills defekter Raumanzug auf dem Weg in den sicheren Reaktorraum erneut, sodass sie auf dem Gang stehen bleiben muss und von den Zombies eingeholt wird, welche ihr den Algorithmus übertragen der ihr Zentralnervensystem lahmlegt und den Anzug mit ihr als Zombie weiter steuert.
Doch der Doctor hat bereits eine Lösung für die missliche Situation im Sinn. In alter Star Trek Manier argumentiert er förmlich die KI zur Kapitulation, indem er vorgibt die Station zu sprengen da diese ohne Crew und Abbau von Rohstoffen nicht mehr rentabel sei und ihr so die Existenzberichtigung entzogen werde. Natürlich will die KI das nicht und ist somit gezwungen den noch lebenden Menschen frische Sauerstofftanks zu geben, in diesem Fall jene aus den Anzügen der Zombies. Schließlich stellt sich auch heraus, dass der Doctor in seiner Einschätzung richtig lag, dass Bills Raumanzug aufgrund seiner defekte den Ausschaltungsprozess ihres Zentralnervensystems nicht ganz vollziehen konnte und diese wieder in ihren Normalzustand zurück versetzt werden kann.
Als die TARDIS alle zurück ins Büro des Doctors an der Uni in Bristol bringt, scheint alles wieder OK zu sein. Doch in der letzten Szene erfahren wir, dass der Doctor trotz Einsatz der Timelord Technologie noch immer blind geblieben ist !
Pro
Diese Folge war, im Gegensatz zur Geisterhausfolge in der Woche davor, wirklich von Anfang bis Ende spannend und oft auch beklemmend-gruselig. Während ich bei Knock Knock noch kritisiert hatte, dass der Gruselfaktor zugunsten jüngerer ZuseherInnen ziemlich zahm und reduziert wirkte, so kann ich bei Oxygen nur davor warnen sehr junge Kinder ohne elterliche Betreuung zusehen zu lassen. Die Vorstellung dass die Sauerstoffzufuhr begrenzt ist und die verbleibende Zeit von der Anzahl der Atemzüge abhängt, jagte mir sofort einen kalten Schauer über den Rücken. Die Panik, in die ich bei dem Gedanken verfallen würde, wäre wahrscheinlich mein Untergang. Und auch Bill ergeht es da sehr ähnlich. Speziell die Sequenz mit dem Helmtausch in der Schleuse ist sehr intensiv beklemmend, da die Wirkung des Vakuums auf Bill sehr realistisch dargestellt ist. Sie ist sichtlich in Panik, ihr Gesicht friert ein und sie scheint ihren letzten, eisigen Atem auszuhauchen, bevor der Doctor ihr seinen Helm überstülpen kann.
Wie schon in der 3. Folge Thin Ice sind auch diesmal wieder ein paar kleine sozialpolitische Statements in die Dialogen und Hintergrundinformationen eingebaut. So ist einer der Minenarbeiter – Dahh-Ren (Peter Caulfield) – ein Alien mit blauer Hautfarbe, der sich durch Bills verblüffte Reaktion auf ihn diskriminiert fühlt und sein Bedenken äußert dass sie eine Rassistin in der Gruppe haben. Bill reagiert darauf nun ebenfalls verblüfft und meint dass sie natürlich keine Rassistin ist und es für sie eine sehr unangenehme Situation sei, da sie ja sonst auf der „Empfängerseite“ solcher Empfindungen stehe.
Sehr gut fand ich auch das sozialpolitische Statement, das hinter der Geschichte rund um die turbokapitalistische Ausrichtung der Steuerung einer Minenraumstation steht. Die Crew muss für die Sauerstoffzufuhr in ihre Raumanzüge bezahlen. Abgerechnet wird nach Atemzügen. Wer nicht bezahlen kann, muss sterben. Ebenso jeder der dem kommerziellen Erfolg der Mine nicht mehr dienlich ist.
Doctor: They’re not your rescuers, the’re your replacements. The end point of capitalism. The bottom line where human life has no value at all. We’re fighting an algorithm, as spreadsheet. Like every worker everywhere, we’re fighting the suits !
Des Doctors Ausweg aus der Situation erinnert mich wie gesagt, sehr stark an die typische Kirk-Strategie aus den Classic Star Trek Geschichten (z.B. The Changeling / Ich heiße Nomad) : Bringe eine KI mit ihren eigenen Argumenten zur Kapitulation, bzw. führe ihr vor Augen, dass die ihrem Handeln grundgelegten Prinzipien bedeuten würden, dass sie selbst dadurch nicht mehr existenzberechtigt ist. Wie bei Kirk führt das auch beim Doctor zu der gewünschten Einsicht der KI, die Menschen doch nicht zu töten und den Konflikt zu beenden.
Ich lasse das mal so stehen und fange jetzt keine Diskussion darüber an welche Serie das nun von der anderen abgeschaut hat, denn schließlich sind beide fast gleich alt (Doctor Who existiert seit 1963 und Star Trek seit 1966). Anhand der Verwendung des Star Trek Zitats mit der Final Froniter am Beginn der Folge vermute ich aber, dass diese Parallele in der Situationsauflösung auch nicht ganz zufällig sein könnte.
Auch der Cliffhanger mit der weiter bestehenden Erblindung des Doctors ist sehr gut gelungen. Ich bin nun wirklich äußerst gespannt wie es weiter geht. Zumal aus den Teasern zur nächsten Folge auch schon klar ist, dass Missy (Michelle Gomez) und der Master aus der 3./4. Staffel New Who (John Simm) auftauchen werden und wir endlich erfahren wer oder was sich hinter der verschlossenen Türe im Kellerverlies befindet. Zusammen mit der Kenntnis darüber, dass der 12. Doctor spätestens im Christmas Special in den 13. regenerieren wird, ergibt das wirklich eine sehr emtional dramatische Mischung aus Vorfreude und Traurigkeit darüber dass der 12. Doctor dabei ist in Bälde sein Leben auszuhauchen.
Contra
Leider sind auch in dieser Folge die Nebenrollen = die wenigen überlebenden Minenarbeiter nur Staffage und wir als ZuseherInnen können keine nennenswerten Emotionen ihnen gegenüber aufbauen. Ich hätte mir gewünscht das blaue Alien Dahh-Ren hätte etwas mehr Zeit gehabt um mir ans Herz zu wachsen, bevor er von den Raumanzug-Zombies assimiliert wird. So hatte er zwar eine ausbaufähige und sehr interessante Sicht auf das Thema Rassismus durch Menschen gegenüber Aliens, doch diese wurde leider nur für eine kurze Szene verwendet. Ich finde das schade, denn wie gesagt wäre sein Tod wohl etwas sinnvoller gewesen, wenn er vorher noch Gelegenheit dazu gehabt hätte ein echter Charakter zu sein.
Die Optik der Folge war eigentlich sehr schön, doch in den Einstellungen in denen die zombifizierten Minenarbeiter im Vakuum an der Außenhülle der Raumstation entlang schlurfen sahen sehr billig aus. Dies wird wohl dem begrenzten Budget der BBC geschuldet sein. Man hätte diese Szene auch einfach weglassen können oder sie nur von der Weite auf einem der beschädigten Überwachungsmonitore zeigen. Dann wäre es nicht so aufgefallen dass kein Geld für großartige CGI Weltallbilder finanziert werden konnten.
Einigen ZuseherInnen ist außerdem aufgefallen, dass die Außenaufnahmen der Minenraumstation in dieser Folge fast genauso aussehen wie die der Unterwasserstation in zwei Folgen der 9. Staffel (Under the Lake / Before the Flood). Man hat offensichtlich das selbe Modell zweimal verwendet…
Fazit
Oxygen ist eine sehr gut gemachte Folge die vor allem dadurch überzeugt dass sie die ganze Zeit über im All auf der Raumstation spielt und so richtige Science Fiction Stimmung aufkommen lässt. Obwohl die etwas billig aussehenden „Außenaufnahmen“ einen Punkteabzug rechtfertigen, überzeugt die Folge vor allem durch Jamie Mathisons wunderbares Skript, sowie durch die generell sehr schön realistisch gestalteten Innenräume und Raumanzüge. Zusammen mit der gruselig-klaustrophobischen Atmosphäre, den Seitenhieben auf den Turbokapitalismus und einem spannenden Cliffhanger ergibt das in meiner Wertung 4 von 5 Krokis, welche schon mal anfangen Geld für die Bezahlung ihrer Sauerstoffreserven zu sparen.
4 / 5
Fragen die sich aus dieser Folge ergeben
- Warum konnte die Timelord Technologie in der TARDIS doch nicht helfen des Doctors Augenlicht wieder herzustellen ?
- Wird der 12. Doctor bis zum Ende der Staffel blind bleiben und mit den ollen Sonic Sunglasses herumlaufen statt mit seinem Screwdriver ?
- Welche Auswirkung wird die Erblindung auf den Doctor, seine Gehilfen und Feinde haben ?
- Wird der 12. Doctor eventuell schon vor dem Christmas Special anfangen in den 13. zu regenerieren ?
Wie hat euch diese Folge gefallen ? Top oder Flop ?
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