I am aware that I am surrounded by people who feel that they could do the job better. Strong people with powerful characters. But for better or worse, the crown has landed on MY head.
(Vorsicht Spoiler !)
Nachdem die Umfrage unter meinen Bloglesern ergab dass The Crown die nächste Serie sein sollte die ich mir ansehe, folgte ich dem Auftrag und sah mir die derzeit verfügbare Staffel 1 auf Netflix an. Ich hätte die Serie sicher auch angesehen wenn die Umfrage etwas anderes ergeben hätte, aber wahrscheinlich erst später dieses Jahr. Auf meiner geistigen Liste war sie jedenfalls schon länger, da ich eine begeisterte Anglistin bin und schon immer etwas über hatte für britische Historienfilme und –serien. Perfekt wenn sie dann noch quasi biografisch sind und das Leben real existierender Personen nachzeichnen, über die wir im Normalfall nur sehr wenig private Informationen erhalten, bzw. sehr viele Gerüchte und pseudorealistische Gerüchte über sie in die Welt gesetzt werden, weil sie selbst sich wenig bis garnicht darüber in der Öffentlichkeit äußern.
Die erste Staffel besteht aus 10 Folgen. Bereits vor Veröffentlichung der ersten Staffel wurde von Netflix bereits die Produktion einer zweite Staffel frei gegeben. Man scheint also vom eigenen Produkt sehr überzeugt zu sein, was in diesem Fall auch ein gutes Zeichen ist.
Handlungsbogen
Die Serie beginnt mehr oder weniger an dem Punkt an dem der mit 4 Oscars gekrönte Kinofilm The King’s Speech (2010 mit Colin Firth in der Hauptrolle als King George VI) endete.
Nachdem sein Bruder Edward VIII (Alex Jennings) abgedankt hatte um eine geschiedene Amerikanerin zu heiraten und George VI (Jared Harris) zum unfreiwilligen Nachfolger auf dem Thron geworden war, sind einige Jahre vergangen. Der 2. Weltkrieg ist vorbei und Winston Churchill (John Lithgow) ist bereits ein alter Mann, der von den anderen Kabinettsmitgliedern gerne durch einen etwas jüngeren Kandidaten ersetzt werden würde aber selbst keine Anstalten macht seine Position als Prämierminister Großbritanniens aufzugeben.
In der ersten Folge ist Elisabeth Windsor (Claire Foy) 21 Jahre alt und heiratet Philip Mountbatten (Matt Smith). Bei ihrem Vater King George zeigen sich bereits die ersten Sypmtome seines Lungenkrebses und ihm wird in einer aufwändige Operation im Buckinghampalast ein Lungenflügel entfernt.
In der zweiten Folge ist das frisch vermählte Paar gerade in Vertretung des Königs auf einer repräsentativen Tour in Afrika unterwegs. Die Reise wird durch Georges Todesnachricht unterbrochen. Bereits auf dem Heimflug ist Elisabeth klar, dass ihr Leben sich nun grundlegend ändern wird, da sie die Nachfolge ihres Vaters antreten muss.
In Folge drei dürfen wir zum ersten Mal das Aufeinandertreffen der Royals mit dem seit seiner Heirat mit Wallis Simpson (Lea Williams) in Ungnade gefallenen Edward beobachten. Die Stimmung ist eisig und zeigt eine wichtige Dynamik, die sich wie ein roter Faden durch die erste Staffel, und vermutlich auch den Rest der Serie, spinnt:
Du weißt nie ganz ob du wirklich zur Familie gehörst. Aber wenn du draußen bist, merkst du es sofort.
Folge vier hebt sich am meisten von den anderen ab, da die die Handlung nicht nur von den Geschehnissen im Palast vorangetrieben wird, sondern durch die im Jahr 1952 auftretende Smog-Katastrophe, welche London für vier Tage lahm legte und zahlreiche Menschenleben forderte. Im Zuge der Ereignisse wird Elisabeth als angehende Königin zum ersten Mal in die Intrigen rund um Churchills Ablöse als Prämierminister hinein gezogen, da dieser sich zu Beginn der Katastrophe merkwürdig wenig darum kümmern will und es seine einzige Sorge zu sein scheint Prince Philip seine geliebten Flugstunden zu verbieten.
In der fünften Folge erfahren wir etwas mehr über die Beziehung zwischen Philip und Elisabeth, da erster sich zunehmend zu langweilen scheint und seine Frau ihm daher eine Beschäftigung als Vorsitzender der Planungskommission für ihre Inthronierungszeremonie verschafft. Seine Ideen für eine Modernisierung der Zeremonie stoßen bei den restlichen Kommiteemitgliedern nicht gerade auf Entzückung. Schließlich einigen Elisabeth und Philip sich darauf dass die ganze Zeremonie erstmalig in der Geschichte Großbritanniens von Fernsehkameras aufgezeichnet werden darf. Dafür muss Philip aber in den sauren Apfel beißen und, so wie es die alte Tradition verlangt, wie alle anderen auch vor der Königin niederknien.
Folge Sechs bringt eine weitere unangenehme Überraschung für Elisabeth mit sich. Ihre Schwester Margaret (Vanessa Kirby) traut sich nach langer Zeit der Geheimnistuerei endlich ihr und Philip zu eröffnen, dass sie eine Affäre mit dem stellvertretenden Haushofmeister Peter Townsend (Ben Miles) hat und diesen nach erfolgreicher Scheidung von seiner ersten Frau heiraten möchte. Als die Presse davon erfährt und die Affäre öffentlich aufgebauscht wird, bahnt sich naturgemäß schon der nächste Konflikt im Hause Windsor an. Townsend wird schließlich in die britische Botschaft in Brüssel versetz und Margaret beschuldigt Elisabeth, welche sich anfangs für sie einsetzen wollte, des Verrats an ihr und ihrem Seelenheil.
Die siebte Folge dreht sich um einen schon länger schwelenden Konflikt der Queen mit dem Prämierminister und seinen Mitarbeitern. Diese verheimlichen ihr nicht nur, dass Churchill einen Herzinfarkt hatte, sondern auch dass die Regierung dadurch einige Tage führerlos wurde, da auch der Stellvertreter aufgrund einer Operation im Krankenhaus lag. Gleichzeitig holt Elisabeth sich einen Privatlehrer an den Hof, welcher ihr etwas mehr Allgemeinwissen beibringen soll als sie in ihrer bisherigen Bildungslaufbahn erhalten hatte. Die Queen hat nichtmal einen offiziellen Schulabschluss, dafür aber sehr detaillierte Kenntnisse über die Verfassung Großbritanniens, welche sie auch in der Konfrontation mit Churchill zu nutzen weiß.
Folge Acht ist eine unspektakuläre Füllerfolge, in der die Queen und Prince Philip auf eine weitere Tour durch den Commonwealth geschicht werden. Diesmal hat sie sich zum Ziel gesetzt alle Stationen einzuhalten und nicht wieder frühzeitig abbrechen zu müssen. Da Queen Mum zu diesem Zeitpunkt in Schottland weilt, bleibt Margaret als einzige Vertretung übrig. Ihre unkonventionelle Art Reden zu halten und die Geschehnisse rund um sie zu kommentieren bringt ihr dabei viel Kritik von allen Seiten ein.
In der neunten Folge wird Churchills Portrait zum 80. Geburtstag gemalt und sein Gesundheitszustand verschlechtert sich weiter.
Wie es sich für ein Staffelfinale gehört, bietet Folge Zehn eine Zusammenführung vieler laufender Handlungsstränge. Churchills angeschlagene Gesundheit ist ebenso Thema wie die Beziehung zwischen Townsend und Margret. Elisabeth ist wie immer hin und her gerissen zwischen der Loyalität zu Freunden, Familie,Weggefährten, und der Erfüllung ihrer royalen Pflichten, welche über allen subjektiven Verstrickungen stehen.
Pro
Was mir in den Trailern zur Serie bereits sehr positiv auffiel sind die unglaublich realistischen Gemeinsamkeiten im Aussehen der DarstellerInnen mit dem der jeweiligen historischen Persönlichkeiten. Offensichtlich wurde sowohl im Castingprozess als auch das Styling und Makeup betreffend sehr penibel darauf geachtet, dass die fiktiven Personen ihren realen Counterparts zum Verwechseln ähnlich sehen. Und zwar nicht nur die Hauptrollen, sondern auch sämtliche Nebencharaktere wie Townsend oder der in Ungnade gefallene Edward VIII.
Claire Foy ist eine sehr überzeugende junge Elisabeth II, die von Anfang an ahnt was auf sie zukommt, aber trotzdem eine Entwicklung durchmacht, von der behüteten Kindheit mit dem geliebten Papa über dessen frühen Krebstod und ihre Krönung im Alter von 25 Jahren bis zu den sozialen und politischen Verwirrungen in die sie als Königin Englands, meistens ohne eigene Absicht, verstrickt wird und es nie allen Beteiligten recht machen kann.
Natürlich kann über den wahren Charakter Queen Elisabeths und ihre subjektive Lebensrealität nur spekuliert werden, da diese sich nie öffentlich in Form von Interviews, Autobiographien oder ähnlichem dazu äußert wie sie die Welt um sich herum wahrnimmt und welche Gedanken sie sich privat um ihr Leben und ihre Familie macht.
Winston Churchill wird vom Hollywood-Veteranen John Lithgow (3rd Rock from the Sun, Freedom: A History of US) ebenfalls sehr eindrucksvoll dargestellt. Anders als bei Queen Elisabeth II gibt es vom realen Prämierminister, der vor allem durch seine Führungsqualitäten im zweiten Weltkrieg Anerkennung fand, sehr viele Filmaufnahmen und auch eine Autobiographie, auf die sich das Produktionsteam stützen konnte um Einblicke in sein Privatleben und subjektive Weltanschauung zu bekommen.
Was in allen Folgen sehr gut sichtbar gemacht wird, ist das durchgehende Thema der beiden Welten die aufeinander prallen – Privatleben vs Personifikation eines Empires und einer Monarchie die durch innere und äußere Umstände und Skandale ständig an der Kippe zur Auflösung zu stehen scheint. Damit einhergehend schwingt auch immer die Thematik des glücklichen Lebens des Einzelnen vs Pflichterfüllung und Dienst am Volk mit.
Auch wird anhand mehrerer Beispiele eine Erklärung dafür gegeben warum das Königshaus sich selbst zwar als Verkörperung Großbritanniens sieht, aber in politischen Fragen so gut wie nie öffentlich eine bestimmte Meinung vertritt, sondern in ewiger Neutralität zu verharren scheint. Es geht darum dem Volk Stabilität und Unabhängigkeit zu versichern, und das in Zeiten der Instabilität und Abhängigkeit von unzähligen Faktoren die man selbst nicht kontrollieren kann. Auch wenn es im Inneren brodelt wie verrückt, muss nach Außen hin immer die Fassade der Kontrolle gewahrt werden, da sonst die gesamte Monarchie als Institution auf dem Spiel steht und verzichtbar werden würde.
I have seen three great Monarchies brought down through their failure to separate personal indulgences from duty. You must not allow yourself to make similar mistakes. The crown must win. Must ALWAYS win.
Ich kann mich sehr gut daran erinnern wie negativ die Medien damals nach dem Tod von Diana, Princess of Wales (1997) über das Königshaus allgemein und die Queen im Speziellen berichteten. Ein Grund dafür mag wohl auch gewesen sein, dass die Queen selbst sich bis dahin nie wirklich ausführlich in der Öffentlichkeit dazu geäußert hatte wie ihr Verhältnis zu einzelnen Familienmitgliedern ist oder war.
Serienschöpfer Peter Morgan, welcher auch für das Filmdrehbuch von The Queen (2006) verantwortlich zeichnete, durch den Helen Mirren einen Oscar für ihre Darstellung als Queen Elisabeth II bekam, scheint genau jene Ereignisse rund um den Diana-Skandal noch immer im Kopf zu haben. Er liefert uns bereits in der ersten Staffel der, angeblich für insgesamt 6 Staffeln konzipierten, Serie The Crown mehrere Erklärungen warum die Queen und das gesamte Königshaus beim Auftauchen schwerwiegender Probleme dazu tendieren sich eher abzuschotten als groß an die Öffentlichkeit zu gehen oder sich offiziell in irgendeine Richtung zu positionieren.
Gleichzeitig gelingt es der Produktion aber auch sich einer möglichen Version der privaten Elisabeth anzunähern, bzw. auf hohem Niveau und mit viel Pietät und Sensibilität darüber zu spekulieren wie sie als Mensch in ihrer Jugend wohl privat gewesen sein mag.
Contra
Es gibt keine wirklich schlechten Darsteller oder schlechte Performance in den bisherigen Folgen. Was mir jedoch bei meiner Recherche auffiel ist, dass Matt Smith in einigen Kritiken und Reviews nicht so gut wegkommt, da seine Darstellung des Philip Mountbatten, Ehemann von Queen Elisabeth angeblich am wenigsten dem realen Vorbild entspreche.
Ich kann das nicht beurteilen, da ich Herrn Mountbatten = Duke of Edinburgh nicht persönlich kenne. Angeblich seien in der Serie aber die Szenen in denen es um den Konflikt zwischen Elisabeth und Philip bezüglich seines Sich-zurückgesetzt-fühlens und Zweifel an der Notwendigkeit des Einhaltens diverser alter Gebräuche, wie etwa des Hinkniens vor der Königin bei der Krönungszeremonie, sehr stark übertrieben. Der echte Philip habe viel weniger mit seiner Funktion und den Einschränkungen am Hof gerungen. Manche Beobachter betrachten die Darstellung der Figur in der Serie daher fast schon als Affront gegen seine Person. Nachzuhören z.B. in diesem Beitrag: The Crown Bends History, welcher darüber hinaus eine sehr schöne Zusammenstellung an realen, historischen Film- und Fernsehaufnahmen bietet, die zum Vergleich mit der Darstellung in der Serie herangezogen werden können.
Das mag alles sein, sollte meiner Meinung aber nicht dem Darsteller Matt Smith in die Schuhe geschoben werden, da er eine durchaus solide Leistung erbringt, sondern allenfalls als Kritik an den Autor und Serienschöpfer Peter Morgan gerichtet werden.
Wieder andere Zuseher werden an der Serie sicher die unterschwellige Rechtfertigung des Bestehens einer Monarchie in modernen Zeiten grenzwertig finden. Dies zu kritisieren ist zum Teil auch gerechtfertigt, denn ich bin auch kein Verfechter der Bewahrung veralteter Regierungsformen, die durch Steuern mitfinanziert werden und im Prinzip nur mehr repräsentative Funktionen für adelige Privilegierte erhalten, während der Staat selbst vom Parlament regiert wird. Andererseits ist es aber auch für Monarchiekritiker wichtig sich ein paar Gedanken über die Gegenseite zu machen und zu analysieren wogegen man /frau sich da eigentlich ausspricht und warum die in Großbritannien herrschende Staatsform der konstitutionellen Monarchie auch heute noch weiter besteht und sehr viele überzeugte Anhänger hat, welche deren Weiterbestehen wohl auch in Zukunft noch eine Weile sichern werden.
Fazit
The Crown ist eine aufwändig und qualitativ hochwertig produzierte Serie, die hoffentlich auch für weitere insgesamt 6 Staffeln das hohe Niveau an Spannung, historischer Korrektheit und Pietät in der Porträtierung noch lebender Personen aufrecht erhalten kann. Es wäre schade wenn sie irgendwann auf das Seifenopernniveau abdriften würde, das ich bei der ersten Information es werde eine Serie über Queen Elisabeth in jungen Jahren geben schon befürchtet hatte.
Die erste Staffel kann ich auf jeden Fall empfehlen, egal ob jemand nun für oder gegen die Monarchie als Staatsform ist. Es schadet nie, sich über historische Ereignisse zu informieren, und davon werden sehr viele geschildert. Statt nur trocken im Geschichtsunterricht darüber zu erfahren, lohnt es sich diese Serie anzusehen und sich selbst Gedanken darüber zu machen wie es den Menschen wohl so ergehen mag die selber in der Position einer Queen oder deren Familien stecken und auch nicht immer glücklich damit sind wie sie sich in dieser verhalten sollen bzw. müssen.
Die erste Staffel bekommt von mir daher 3,5 von 5 Krokis, welche nichts über ihr Privatleben preisgeben und damit rechnen, dass sie in einem Biopic ganz anders dargestellt werden als sie im realen Leben sind.
Wie hat euch die erste Staffel gefallen? Eure Infos, Fragen und Antworten könnt ihr wie immer in den Kommentaren Posten.
Über Rückmeldungen freue ich mich immer !