Den mittleren Teil eines Dreiteilers zu schreiben ist sicher nicht leicht. Wie mir die Geschichte rund um die Machtübernahme der Mönchaliens gefallen hat, könnt ihr in diesem Review nachlesen. Vorsicht Spoiler ! – bitte nur weiterlesen wenn ihr die Folge schon gesehen habt bzw. wirklich wissen wollt was alles darin passiert !
A Pyramid, only one problem: It wasn’t there yesterday ….
Handlungsrahmen
In direktem Anschluss an die vorherige Folge Extremis steigen wir gleich in medias res ein und erhalten gemeinsam mit Bill (Pearl Mackie) und ihrem Aufriss Penny (Ronke Adekoluejo), die diesmal nicht vom Papst in ihrem Date unterbrochen werden, sondern vom Generalsekretär der UN (Togo Igawa), die Information dass in einem (fiktiven) Land namens Turmezistan über Nacht eine riesige Pyramide auftauchte, die offensichtlich Alien Ursprungs ist.
Gleichzeitig wird uns gezeigt, wie zwei Laboranten in einem Biochemischen Labor ihren Arbeitstag beginnen, wobei Douglas (Tony Gardner) noch etwas verkatert vom Vortag erscheint und Erica (Rachel Denning) durch einen dummen Zufall ihre Brille zerbrochen wurde.
Der Doctor (Peter Capaldi) wird, nach der Etablierung dieser Funktion im Staffel 8 Finale Death in Heaven, wiedermal als President oft he World zum Ort des Geschehens gerufen. Schnell analysiert er die Situation dahingehend, dass die Mönchaliens aus der vorangegangenen Folge wohl absichtlich einen Ort gewählt haben, an dem die drei angeblich mächtigsten Armeen der Erde (Russland, China und USA) unter Aufsicht der UN aufeinander treffen.
Die Mönchaliens verlautbaren, dass das Ende der Welt nahe ist und offenbaren ihren Plan, dass sie die Erde nicht ohne Zustimmung der Mächtigen unterwerfen werden, sondern nur dann wenn sie von den Repräsentanten der Bevölkerung quasi darum gebeten werden diese Welt zu retten.
Doctor: You will be prevented, you will be fought !
Monk: We will be invited. We will take this world and all its people, but only if we’re asked.
Nach etwas hin und her überlegen gelingt es dem Doctor heraus zu finden, wodurch das Ende der Erde genau ausgelöst werden soll, nämlich durch ein paar dumme Zufälle die das Laborteam ereilen, bzw. deren Unachtsamkeit im Umgang mit einem zu analysierenden Bakterium, dessen Wirkung sie anscheinend unterschätzen.
Nachdem der UNO Generalsekretär sich als erster den Aliens ergeben wollte, aber von diesen getötet wurde, da er aus Angst handelte und nicht aus echter, von Herzen kommender Zustimmung, beschließen die restlichen Militärvertreter sich den Aliens freiwillig, ohne Angst aber aus reiner Berechnung zu unterwerfen, was ebenfalls zu deren Tod führt.
Die einzige Möglichkeit das Ende der Welt durch Bakterienverseuchung zu verhindern besteht für den Doctor darin sich in das Labor zu begeben und dieses in die Luft zu sprengen, damit die Infektion darauf beschränkt bleibt. Nardole (Matt Lucas) wird durch Einatmen des Bakteriums außer Gefecht gesetzt und Bill bleibt als einzige in der Pyramide bei den Mönchaliens.
Des Doctors Plan hat eigentlich nur einen Haken: Er ist immer noch blind und auf die eher spartanische schwarz-grüne Umweltwahrnehmung durch seine Sonic Sunglasses angewiesen. Dadurch gelingt es ihm nicht den Code für eine der Labortüren richtig einzugeben, welche den Fluchtweg zur TARDIS versperren.
Bill steht nun vor einers schwierigen Entscheidung: Den Aliens nicht zustimmen die Welt zu retten und dafür den Doctor zu opfern oder die Aliens zu Hilfe bitten und die Versklavung der Erde zu riskieren. Sie entscheidet sich für Letzteres. Die Mönchaliens geben dem Doctor sein Augenlicht wieder und lassen sich noch schnell zu einer sarkastischen Endbemerkung hinreißen:
Now you see OUR world !
Pro
Wie gesagt ist es sicher keine leichte Aufgabe den Mittelteil einer Trilogie zu schreiben, da hier sowohl die Geschichte verfolgt werden muss, welche im ersten Teil begonnen wurde, als auch eine Basis dafür geschaffen, dass der dritte Teil mit Spannung erwartet und auch der Grundstein für einige mögliche Auflösungen gelegt wird, ohne zu viel davon vorweg zu nehmen.
Im Fall von The Pyramid at the End of the World ist das meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Am Anfang wird relativ wenig Zeit darauf verwendet an die vorherige Folge Extremis anzuschließen. Den Gag, dass Bills Date schon wieder durch einen hohen Würdenträger unterbrochen wird, fand ich ganz amusant. Auch das rasche zum Punkt kommen bezüglich der tatsächlichen Invasionspläne der Mönchaliens, welche diesmal nicht mehr in einer Simulation agieren, sondern in der realen Welt, trug sehr stark zum Spannungserhalt bei.
Optisch gefielen mir vor allem die sehr gut in die, auf der spanischen Insel Teneriffa gefilmte, Steppenlandschaft eingefügten Aufnahmen der Pyramide, sowie das Design ihres spartanischen, zum Großteil im Dunklen gehaltenen Inneren. Die Kontrollzentrale der Mönchaliens, mit der Konsole aus blau leuchtenden Energieschläuchen im Zentrum, erinnerte mich sehr stark an den Lebensbaum aus Avatar (2009), da auch hier eine Art einklinken in die Simulation der Zukunftsentwicklung auf der Erde durch berühren der Energiestränge herbeigerufen wurde.
Interessant war auch die Prämisse, dass die Mönchaliens nur unter absoluter, ehrlich gemeinter Zustimmung der Repräsentanten der Erde die Macht ergreifen wollen/dürfen/können.
Monk: Power must consent. We must be wanted, we must be loved. To rule for fear is inefficient.
Doctor: Of course, fear is temporary. Love is slavery !
Für mich klingt das irgendwie nach sowas wie extremer Mitarbeiterbindung, wie sie z.B. große imagebasierte Konzerne wie Facebook, Microsoft und Apple praktizieren, oder auch an das Stockholmsyndrom, durch das Entführte die Haltung und Meinungen ihrer Entführer annehmen um dadurch überleben zu können. Politisch gesehen erinnert es mich natürlich auch an Situationen in denen Diktatoren sich vom Volk wählen lassen, um diesen das Gefühl zu geben sie wollten ja selbst dass es so kommt wie es kommt.
Dass Bill am Ende die schwere Entscheidung alleine treffen muss, ist ein spannender Punkt, der dafür sorgt dass wir ZuseherInnen in der Woche zwischen dieser Episode und der nächsten genug Diskussions- und Spekulationsstoff vorfinden um die Vorfreude auf die Auflösung aufrecht zu erhalten. Auch dass sie sich im Zweifelsfall für die Rettung des Doctors entscheidet, und dies nicht aus strategischer Überlegung tut, sondern aus echter Sorge um sein Überleben, ist durchaus nachvollziehbar, da dieser offensichtlich noch nicht dazu gekommen ist ihr zu erklären, dass die Wahrscheinlichkeit seines permanenten Ablebens durch die Regenerationstechnik der Timelords eher gering ist.
Dadurch, dass die Mönchaliens anscheinend sehr viel Zeit auf die Vorbereitung der Invasion mittels detaillierter Computersimulationen verwendet haben, kam es ihnen offenbar sinnvoller vor die Zustimmung zur Machtübernahme nicht vom Doctor abhängig zu machen, da dies wohl in allen Szenarien nicht zum gewollten Ergebnis geführt hätte. Statt dessen setzten sie alles darauf, dass der Doctor in scheinbar so große Gefahr kam, dass Bill als ganz einfachem, emotional beeinflusstem Menschen nichts anderes übrig blieb als sich aus dem Bauch heraus für die Lösung zu entscheiden mit der sie selbst am besten weiterleben könnte.
Sie haben mit dem Doctor also genau das gemacht, was er sonst mit seinen Feinden anstellt: Die eigentliche Stärke, in dem Fall des Doctors Fähigkeit sich mit äußerst loyalen Companions zu umgeben, die ihn in jeder auch noch so misslichen schützen und unterstützen wollen, gegen ihn zu verwenden.
Was in diesem Zusammenhang ebenfalls sehr gut herausgearbeitet wurde, war die Tatsache dass der Doctor sich in seiner Einflussnahme auf das Gesamtgeschehen diesmal gehörig verschätzt hat und selbst sehr erstaunt und besorgt über die Auswirkung seines eigenen Hochmutes ist. Als er die Sprengladungen im Chemielabor anbringt, ruft er noch triumphierend:
Hello, I’m the Doctor, saving the world with my eyes shut !
Doch kurz darauf muss er erkennen, dass er ein kleines aber wichtiges Detail am Rande übersehen hatte und seine Sonic Sunglasses ihm die Zahlen auf der Türsteuerung nicht sichtbar genug machen, um den Code eingeben zu können.
Zu guterletzt muss ich auch das Creature Design der Mönchaliens nochmals lobend erwähnen. Diese wirkten vor allem dadurch sehr gruselig und überzeugend echt, dass ihre mumienartigen Züge gänzlich durch Latexmasken gestaltet wurden, anstatt auf per CGI eingefügte Effekte zu bauen. Das passte auch super zu dem Umstand, dass ihr Raumschiff wie eine Pyramide aussieht.
Monk: We’ve chosen this form to look like you.
Soldier: You look like corpses …
Monk: You look like corpses to us ! Your world is ending. You can do nothing, but we can save you.
Contra
Dass das drohende Ende der Welt ziemlich eindeutig auf die Inkompetenz der Wissenschaftler und des Militärs zurück zu führen ist, stellt einen nicht zu übersehenden Schwachpunkt der Handlung dieser Folge dar.
Ja, es wird gleich am Anfang etabliert, dass die beiden BiochemikerInnen Douglas und Erica durch äußere Umstände und kleine aber feine Zufälle beeinflusst sind, und daher an jenem Tag nicht ganz auf der Höhe ihrer normalen Leistungsfähigkeit zu sein scheinen. Dass Douglas jedoch eine mit einem seltsamen, gerade neu entdeckten Bakterium angereicherte Kammer öffnet ohne vorher seine Gesichtsmaske wieder aufzusetzen, ist aber trotzdem mehr als inkompetent.
Auch verstehe ich nicht, warum er ständig die Tür zur Luftschleuse zwischen den Kammern offen lässt, der Doctor aber dann am Ende vor einer verschlossenen und mit Code gesicherten Türe steht. Verlangt das Arbeitsschutzprotokoll in diesem Labor eine durchgehende Absicherung getrennter Areale nur dann, wenn schon ein Versuchungsalarm gegeben wurde? Wäre die Abschottung einzelner Laborteile nicht eine Vorsichtsmaßnahme, damit es garnicht erst zu einem solchen Alarm kommen muss ????
Ebenso unverständlich dämlich bzw. uneinsichtig verhalten sich in dieser Episode wieder einmal sämtliche Angehörige des Militärs und der Vereinten Nationen. Warum muss es bitte ausgerechnet der Generalsekretär der UNO sein, welcher als Erster aus Angst vor dem drohenden Weltuntergang aufgibt und sich quasi den Aliens vor die Füße wirft ? In der Realität müsste der doch zuerst 20x mit dem Sicherheitsrat abstimmen was zu tun ist, bzw. würde jemand der soein Hasenfuß ist hoffentlich nie in diese Position gewählt werden.
Auch die Repräsentanten der angeblich mächtigsten Militärs der Welt – Russland, USA und China – stellen sich leider im Endeffekt nicht viel besser an. Während sie zwischendurch auf die eigentlich ganz gute Idee kommen immerwährenden Frieden untereinander zu schließen, damit ein 3. Weltkrieg nicht die Ursache für die Zerstörung der Erde sein kann, lassen sie sich danach leider ziemlich schnell darauf ein den Alien Overlords aus strategischen Gründen erstmal das Feld zu überlassen und scheinbar in die Invasion einzuwilligen.
Offensichtlich spekulieren sie darauf, nach der Machtübernahme der Monks eine Widerstandsbewegung aufbauen zu können, um sie quasi aus dem Hinterhalt erledigen zu können. Obwohl der Doctor und sogar die Mönchaliens selbst sie gefühlte 20x darauf hinweisen, dass eine rein strategische Zustimmung genauso wenig nützt wie die Zustimmung aus Angst, lassen sich die drei Armeekommandanten nicht davon abbringen und scheitern natürlich phänomenal mit ihrem wenig durchdachten Plan.
Wiedereinmal stellt sich mir bei der Gelegenheit auch die Frage was eigentlich die anderen geheimen Alieninvasionsbekämpfungsorganisationen Torchwood und UNIT in solchen Situationen gerade machen. Sollte der Doctor als President of the Earth in dieser Situation nicht lieber diese Spezialisten zur Unterstützung dabei haben wollen, statt sich alleine mit den ziemlich blauäugigen und uneinsichtigen Militärführern abzuplagen ?
Fazit
Trotz der haarstreubend plumpen Darstellung von Wissenschaft und Militär, die dieses Mal echt übertrieben wurde, fand ich die Geschichte für Doctor Who Mehrteiler – Verhältnisse überraschend stringent und plausibel erzählt. Auch Bills Entscheidung am Ende aus Liebe zum Doctor doch erstmal den Mönchaliens nachzugeben ist nachvollziehbar, wenn wir davon ausgehen, dass dieser ihr aus irgendeinem Grund noch nicht erzählt hat, dass er eigentlich nur in eine neue Version regenerieren würde statt permanent abzuleben.
Die schwierige Aufgabe eine Mittelfolge in einer Trilogie zu schreiben, die in sich selbst sehr stimmig ist, einiges abschließt aber gleichzeitig auch Handlungsfäden für die Abschlussfolge offen lässt, wurde von den Autoren Peter Harness und Steven Moffat sehr gut gelöst. Daher kann ich für diese Episode auf Basis von reiner, herzensguter Zustimmung wohlwollende 4 von 5 Krokis vergeben.
4 / 5
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