Ich freue mich sehr euch diesen Review präsentieren zu können, obwohl die BBC diesmal alles zu unternehmen scheint um es mir so schwer wie möglich zu machen Staffel 10 von Doctor Who weiter ansehen zu können. Nachdem ich den iplayer nun doch noch mal zum Laufen bringen konnte, hier meine Gedanken zu Extremis:
Vorsicht Spoiler !!
Particle Physicists and Priests – what could scare them both ?
Handlungsrahmen
Der Einstieg in diese Folge ist diesmal ein Flashback mit dem Doctor (Peter Capaldi) und Missy (Michelle Gomez) in eine Szene die sich anscheinend kurz nach des Doctors letztem Aufeinandertreffen mit River Song im Christmas Special 2015 – The Husbands of River Song ereignete.
Der Master / Missy sollte aufgrund seiner / ihrer Schandtaten wieder einmal hingerichtet werden von einer Gruppe einflussreicher Wesen die da offenbar was zu sagen haben aber keine Timelords sind. Um das Urteil zu vollstrecken, ist angeblich die Mitwirkung eines Timelords als Henker notwendig. Natürlich wurde zu diesem Zwecke der Doctor in die Sache mit hinein gezogen.
Weiter geht’s in der Gegenwart, wo der immer noch erblindete Doctor Besuch vom Papst (Joseph Long) persönlich bekommt und in den Vatikan zitiert wird, um dort ein mysteriöses Schriftstück namens Veritas zu erforschen, nach dessen Lektüre sich bisher alle Leser umgebracht haben. Um seine Sehbehinderung zu umgehen, hat der Doctor nicht nur Nardole (Matt Lucas), Bill (Pearl Mackie) und seine Sonic Sunglasses dabei, sondern kramt in der TARDIS ein weiteres Timelord Gadget hervor, welches er dazu benutzen will sich in einen Zustand zu versetzten in dem er kurzzeitig wieder lesen wird können.
I don’t know how this will affect me… Whether it will temporarily restore my eyesight or permanently burn my brain.
Ein dämonenhaftes Geschöpf, das wie eine Mischung zwischen Mönch und Mumie aussieht, versucht den Doctor daran zu hindern das Veritas zu lesen und seine Geheimnisse zu ergründen. Während der Doctor sich mit diesem herumschlägt, schickt er Bill und Nardole einem weiteren Opfer hinterher, das sie in den Kellergewölben der Vatikanbibliothek angetroffen haben.
Nardole: You’re sending us off into the darkness after a man with a gun?
Doctor: Make sure you walk before Bill !
Auf ihrem Weg finden sie heraus, dass es einen Raum gibt aus dem mehrere Ausgänge zu verschiedenen strategisch wichtigen Orten wie dem Pentagon, dem Cern und dem Weißen Haus führen. In einer ziemlich dämlichen Szene, die sich im Cern abspielt, stellt sich heraus dass mit der Welt irgendetwas nicht zu stimmen scheint. Nardole gelingt es schließlich das Geheimnis zu lösen: Es handelt sich um eine Simulationa á la Matrix und er selbst ist ebenfalls ein Hologramm.
Bevor Bill den Doctor im simulierten Oval Office wieder trifft, erleben wir ein weiteres Flashback zur Hinrichtung von Missy. Diese erklärte dem Doctor in ihrer misslichen Lage noch
Without hope, without witness, without reward: I am your friend !
Natürlich führte der Doctor die Exekution nicht durch, sondern überlistete mit Nardoles Unterstützung wieder einmal alle, indem er zwar schwörte auf den Körper von Missy 1.000 Jahre lang aufzupassen, aber darauf hinweist, dass er niemals gesagt habe, dass es der tote Körper sein werde. Auch bekam er von Nardole Rivers Tagebuch überreicht, dessen Eintragungen eventuell in den kommenden Folgen noch eine wichtige Rolle spielen könnten.
Das etwas verwirrende Ende dieser Folge erklärt uns schließlich, dass nicht nur Nardole und Bill Simulationen in der Vatikan-Matrix waren, die von einem Alien (der Mischung aus Mumie und Mönch) geschaffen worden war um die Unterwerfung des Planeten Erde zu proben, sondern auch der Doctor selbst. Als der simulierte Doctor sich dessen bewußt wird, zeigt sich, dass er auch als Abbild seines realen Selbst noch unkonventionell denken und nichtsahnende, böse Aliens hereinlegen kann. Er erkennt, dass er dem echten Doctor eine Aufzeichnung der Begebenheiten per Mail zusenden kann, da er in der Simulation ebenfalls Sonic Sunglasses besitzt, mit deren Hilfe alles aufgezeichnet wurde.
In der letzten Szene sehen wir den Doctor wieder einmal vor der mit einer Menge Timelordschlössern verbarrikadierten Türe im Kellergewölbe der Universität stehen. Durch die Flashbacks wissen wir jetzt, dass sich offensichtlich doch Missy / der Master dahinter befindet. Der Doctor scheint ziemlich beunruhigt zu sein über die Konfrontation zwischen ihm und dem Mönchalien, welche sich für die nächsten zwei Folgen anbahnt.
Something’s coming, Missy, but I’m blind.
How can I save them when I’m lost in the dark ?
Pro
Die Geschichte war von Anfang bis Ende spannend. Die Scheinwelt, das Mönchalien und vor allem das schon in der letzten Folge angebahnte Handicap des Doctors, ohne seine Sehkraft zurecht kommen zu müssen, wurden sehr gut dargestellt und in die Handlung eingebaut. Optisch gesehen freue mich natürlich auch immer die Bibliothek des Cardiff Castle wieder zu sehen, welche diesmal als geheimer Teil der Vatikanbibliothek bzw. Simulation derselben fungierte.
Während die ersten 4 Folgen mit Bill als Companion sichtlich leichter und lockerer wirkten als das doch sehr traurige und unheilschwere Finale der vorhergehenden Staffel 9, sind wir am Ende von Oxygen, spätestens in der Mitte von Extremis wieder voll in der unheimlichen, stimmungsmäßig sehr gedrückten Ecke angelangt. Dadurch, dass das Ende des 12. Doctors im Christmas Special dieses Jahres naht, fühlt sich die um einiges düstere Stimmung auch wieder ziemlich traurig an. Was mich derzeit noch aufmuntert ist, dass es davor noch 4 weitere Folgen gibt, die ich mir hoffentlich trotz Problemen mit dem BBC iplayer halbwegs zeitnah ansehen werde können.
Peter Capaldi läuft auch diesmal wieder zu seiner Höchstform auf, da die dunkle, melancholische, über die Welt brütende Art ihm sehr liegt und sein Doctor das sehr überzeugend rüber bringt. Michelle Gomez hat als Missy nur ein paar wenige Auftritte, ist aber auch wie immer sehr überzeugend als rebellische Timelady die durchaus auch eine verletzliche Seite besitzt und die ein sehr tragfähiges Band mit dem Doctor zu verbinden scheint.
Sehr gut fand ich die Szene im letzten Flashback, als der Doctor Missy nicht umbringt und dem Richter statt dessen rät in der Datenbank mal nach den zahlreichen, durch den Doctor verursachten Todesfällen zu recherchieren. Das Armband, mit dem dieser die Datenbank abruft, tickt nur mehr die Einträge durch und alle anwesenden Schergen verlassen fluchtartig den Ort des Geschehens.
Wer mich in dieser Folge aber am positivsten überrascht hat, ist diesmal Matt Lucas‘ Nardole. Während er bisher eher als lustige bis mysteriöse Nebenrolle herhalten musste, konnte er in dieser Folge endlich mehr von seiner vielschichtigen Bedeutung für das Vorantreiben der Handlung dieser Staffel zeigen. Offenbar wurde Nardole direkt von River Song mit einer Botschaft an den Doctor geschickt, die sehr gut zu der misslichen Situation in der simulierten Vatikanbibliothek passt:
Virtue is only virtue in extremis.
Weiters überraschte er mich mit seiner doch sehr forschen Art Bill gegenüber, als er sie darauf hinwies, dass sie sich gefälligst auf dem gefährlichen Weg durch die Bibliothek immer hinter ihm bewegen solle, wie es auch der Doctor gesagt hatte:
I am the only person you have ever met or will ever meet who is officially assigned to kick the Doctor’s ass. I will happily do the same to you, in the event that you do not align yourself with any instructions that I have issued, which I personally judge to be in the best interest of your safety and survival. Okay, Bill ?
Dieser Auftrag kann ja wohl auch nur von River Song stammen, die wohl sicher gehen wollte, dass sich ihr Ehemann (der Doctor) auch dann noch seiner Mission als Beschützer der ErdbewohnerInnen gerecht benimmt, wenn sie selbst leider aufgrund ihres Ablebens nicht mehr dabei sein kann.
Contra
Obwohl das geheime Schriftstück Veritas, nach dessen Lektüre man/frau sich umbringt weil klar wird, dass die Welt um einen herum nur eine matrixartige Simulationswelt ist, am Anfang der Folge sehr spannend wirkte, wurde es leider durch die Auflösung meiner Meinung nach seines gruselpotentials beraubt und irgendwie weniger wertvoll für die Gesamterzählung als es zunächst den Anschein hatte.
Ich frage mich was eigentlich von Seiten des Aliens, welches die Macht auf der Erde übernehmen möchte, der Sinn dahinter ist eine solche Funktion in die Simulation mit einzubauen. Welchen Nutzen hat es davon, dass die Hologramme irgendwann draufkommen, dass sie nur Abbilder ihrer real existierenden Vorbilder sind? Wäre es nicht besser die Simulation bis zum Ende so durchlaufen zu lassen, dass das Alien alle Hologramme ums Eck oder auf seine Seite bringen muss, um sie erfolgreich abzuschließen? In der Realität werden sich einzelne Rebellen, wie der Doctor und seine Truppe, wohl kaum selbst töten, oder ?
Dass es nun doch wieder Missy ist, welche vom Doctor 1.000 Jahre lang im Kellergewölbe festgehalten und bewacht worden war, finde ich auch nicht so prickelnd. Irgendwie wurde das vorher schon wieder so ungeschickt geteased, dass es genau null aha-Effekt hat und mich eher zu einem langezogenen „Naaaa geeeh, biiitteeeee !!“ animierte.
Fazit
Trotz der Tatsache, dass Geschichten die mit dem Twist Richtung matrixartige Simulationen enden mich normalerweise schon zu Tode langweilen, fühlte ich mich durch Extremis gut unterhalten. Ja, der Aufhänger ist etwas generisch, aber die Umsetzung war durchaus spannend und wurde vor allem wieder durch die geistreichen Dialoge aus der Mittelmäßigkeit gehoben. Punkteabzüge gibt es allerdings für die lahme Auflösung der Frage wer sich in der geheimen Kammer befindet, die der Doctor bewacht. Dadurch erhält diese Folge von mir wenig extreme 3,5 von 5 Krokis, die eine Simulation von 4 realen Krokis sind, welche durchaus drin gewesen wären wenn es nicht schon wieder Missy / der Master gewesen wäre.
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