Luc Bessons Sci-Fi Klassiker The Fifth Element (1997) beruhte in großen Teilen auf einem Comic namens The Incal (1981) von Alejandro Jodorowsky und Moebius. Kein Wunder also, dass er heute, im Jahr 2017, versucht an den unglaublichen Erfolg von damals anzuschließen, indem er wieder auf eine Comicvorlage zurückgreift. Diesmal ist es sogar eine ganze Serie von Comics über die beiden Weltraumagenten Valérian et Laureline, erfunden von Pierre Christin und Jean-Claude Mézières, die zwischen 1967 und 2010 publiziert wurde. Ob das eine gute Idee war, möchte ich in diesem Review näher beleuchten.
(Vorsicht Spoiler!)
Handlungsrahmen
Major Valerian (Dane DeHaan) und Sergeant Laureline (Cara Delevigne) sind zwei sehr junge aber kampferprobte Weltraumagenten, die in einer sehr bunten Zukunftswelt leben, in der Aliens und Menschen großteils friedlich aber nicht ganz ohne Reibereien miteinander leben. Vom Verteidigungsminister der Erde (Herbie Hancock) werden die beiden immer dorthin gerufen werden wo es gerade brennt.

Gleich zu Beginn hat Valerian eine seltsam realistische Vision der außerirdischen Prinzessin Lihio Minaa (Sasha Luss), in der sie zusammen mit ihrem extrem friedlichen und vom Rest des bevölkerten Universums ziemlich abgeschotteten Heimatplaneten vernichtet wird, als ein riesiges Raumschiff im Zuge plötzlich und unvorhergesehen auftretender Kampfhandlungen abstürzt. Als sich herausstellt, dass seine und Laurelines nächste Mission mit der Alienspezies im Zusammenhang steht, die er in seiner Vision gesehen hat, verfolgt Valerian diese Spur mit speziellem Interesse weiter.
Im Zuge der Ermittlungen decken die beiden Weltraumagenten schließlich eine Verschwörung auf, welche von Commander Arun Filitt (Clive Owen) gesteuert wird, dem Kommandanten der riesigen Raumstation Alpha – einer Art „Stadt der tausend Planeten“. Der Name ergibt sich aus der Tatsache, dass hier einige tausende Spezies des Universums in jeweils auf sie abgestimmten Habitaten leben und quasi eine eigene Welt um die, aus den Anfängen der Weltraumerkundung der Erdenmenschen stammende, ursprüngliche Raumstation bilden.
Der Zusammenhang zwischen Valerians Visionen und einer Verschwörung, die beinahe zur Vernichtung der Weltraumstadt führt, wird erfolgreich in der Person des Commanders Filitt entdeckt und seine Pläne natürlich in letzter Sekunde durchkreuzt. Nebenbei erhalten die wenigen noch lebenden Verwandten der Verstorbenen Prinzessin Lihio Minaa die Chance, sich mit ihrer im Selbststudium angeeigneten Technologie eine neue Lebenswelt aufzubauen, die voraussichtlich unabhängig von den Einflüssen menschlicher Gegner sein wird.
Pro
Luc Besson hat offensichtlich verstanden welche Parameter den Erfolg seines Science Fiction Epos The Fifth Element in den 1990er Jahren ausmachten: Eine bunte, von einer Vielzahl kreativ gestalteter Aliens bevölkerte Welt mit schrägen Charakteren, atemberaubenden Actionsequenzen und die positive, lebensbejahende Botschaft, dass es in einer fernen Zukunft noch Hoffnung darauf gibt dass, trotz einiger Reibereien und Intrigen, im Großen und Ganzen doch eine halbwegs friedliche Koexistenz mit Wesen verschiedener Herkunft aus verschiedenen Kulturen möglich sein wird.
Diese Elemente funktionieren in Valerian ebenso gut. Der Film ist optisch sehr sehenswert. Die mit viel Liebe zum Detail gestaltete Welt, in der diese Geschichte spielt, fasziniert von Anfang an mit atemberaubenden Effekten und allerlei kreativen Gestaltungsideen. Verglichen mit The Fifth Element ist das Universum von Valerian sogar noch etwas bunter und vielseitiger. Das Worldbuilding scheint Besson in diesem Fall also finanziell und gestalterisch am wichtigsten gewesen zu sein.
Bezogen auf die schauspielerischen Leistungen geht es mir bei der Beurteilung eigentlich auch ähnlich wie bei The Fifth Element. Alle durchaus ok, aber eben keine Shakespearedarsteller, was bei dieser Art von Feelgood-Sci-Fi aber auch nicht ganz so stark ins Gewicht fällt.
Wie in Fifth Element wurde mit Cara Delevigne auch hier ein international erfolgreiches Model in einer Hauptrolle gecastet. Im Gegensatz zur hilfsbedürftigen, etwas naiven Weltenretterin Leelu (Milla Jovovich) ist Agentin Laureline allerdings von Beginn an eine sehr unabhängige, fordernde und eigenständige Persönlichkeit. Statt Bruce Willis gibt es diesmal einen noch recht jungen Hauptdarsteller, Dane DeHaan. Die Rolle des Valerian ist ähnlich actionlastig angelegt wie Corbin Dallas. Willis Trademark Coolness und Scheißdrauf-Sarkasmus aus The Fifth Element wurden bei Valerian allerdings durch eine etwas übertriebene Wahrnehmung eigener Großartigkeit des Hauptcharakters ersetzt.
Hervorzuheben ist vor allem Ethan Hawkes Kurzauftritt als tragisch-komischer Stripclubbesitzer Jolly the Pimp. Auch Sängerin Rihannas Minirolle Shapeshifter-Alien Bubbles, die teilweise in ihrer CGI animierten Tintenfischform auftritt und teilweise in ihrer menschenartigen, fand ich ebenfalls ganz unterhaltsam.

Vor Besuch der Kinovorstellung wußte ich noch nicht, dass Clive Owen (bekannt durch seine Darstellung des King Arthur 2004) mitspielt und dann auch noch ungewohnterweise den Intriganten Bösewicht Commander Filitt darstellt. Auch hiervon war ich durchaus positiv überrascht.
An der Überzeugungskraft dieser Rolle scheiden sich in den Kritiken allerdings die Geister. Ich muss sagen, dass ich Owen prinzipiell gerne sehe und ihn auch als typischen Comicbuchbösling, der versucht cool zu bleiben während dessen Plan von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, ganz unterhaltsam fand. Fairerweise muss ich allerdings auch festhalten, dass seine Figur leider um einiges platter und unausgeformter wirkt als Gary Oldmans herrlich überdrehter Zorg, der böswillige aber ziemlich vom Pech verfolgte Gegner von Corbin und Leelu in The Fifth Element.
Contra
Damit sind wir auch schon bei den Kritikpunkten angelangt. Die Chemie zwischen den Hauptfiguren Valerian und Laureline funktioniert auch für mich nur bedingt. Die Romanze zwischen beiden wirkt an einigen Stellen ziemlich aufgesetzt. Da ich die Comics, auf denen die Geschichte beruht, nicht kenne, kann ich nicht beurteilen ob das nur im Film so seltsam umgesetzt wurde. Die Nebenhandlung um Laurelines Unnahbarkeit und Valerians angebliche Bindungsprobleme interessierte mich wirklich am wenigsten. Dass diese am Ende eine abrupt positive Auflösung erfährt, war trotzdem vorhersehbar und wirkte nicht weniger aufgesetzt als die eigenwillig unromantischen Geplänkel davor.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Erzählstruktur, welche neben der oben bereits zusammen gefassten Haupthandlung auch mehrere Nebenhandlungen enthält, die zwar durchaus wieder optisch fulminant und unterhaltsam sind, aber bei genauerer Betrachtung wenig Effekte auf die Haupthandlung haben. So ist z.B. Rihannas Striptease-Tanzszene ganz nett anzusehen. Der Sinn dahinter bleibt aber sehr vage und es wäre plotmäßig nicht viel verloren gegangen, wenn diese Szene nur angedeutet oder komplett weg gelassen worden wäre.
Fazit
Valerian ist in meinen Augen ein würdiger Nachfolger des Klassikers The Fifth Element, der zwar nicht besonders intellektuell ist, aber durchaus Spaß macht, wenn man sich keine allzu tiefgründige Story erwartet und ihn mehr als optisch faszinierenden Rundumblick in ein kreativ gestaltetes, etwas verrücktes Universum betrachtet, der eher frei von Logik und kopflastigen Plotentwicklungen ist.
Wer in der Stimmung ist einfach Spaß zu haben, wird den Film so mögen wie er ist. Wem das zu wenig ernst und philosophisch ist der/ die wird sich, ähnlich wie schon bei The Fifth Element, entsprechend weniger gut unterhalten fühlen.
Da ich mir schon anhand der Trailer nicht mehr und nicht weniger von Valerian and The City of a Thousand Planets erwartete, und mich seicht aber gut unterhalten fühlte, vergebe ich kunterbunte 3,5 von 5 Krokis, welche ein eigenes Sumpfhabitat in besagter Weltraumstadt bewohnen und darauf aus sind, sich das kleine perlenscheißende Konverter-Alien unter den Nagel zu reißen.

3,5 / 5
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