Doctor Who S10E11 : World Enough and Time

Puh, es ist nun schon fast eine kleine Ewigkeit her, dass ich diese Folge zum ersten Mal gesehen habe. Mein Review erscheint diesmal wirklich sehr, sehr spät. Das liegt u.a. daran, dass es mir zwischendurch aufgrund der Diskussionen rund um die neue Doktorin Jodie Whittacker recht schwer fiel, mich weiter auf die Aufarbeitung der gerade zu Ende gegangenen letzten Capaldi – Staffel zu konzentrieren. Spät aber doch habe ich hier einige Gedanken zu dieser vorletzten Folge der Staffel 10 zusammen gefasst.

 

Razor: Do you want the good tea or the bad tea ?

Bill: What’s the difference ?

Razor: I call one „good“ and the other „bad“

Bill: I take the good one

Razor: Excellent – a positive attitude will help with the horror to come

Bill: What horror ?

Razor: Mainly the tea…

 

(Vorsicht Spoiler !)

Das obige Dialogzitat fasst für mich schon irgendwie zusammen, was sich der ebenfalls bald scheidende Showrunner Steven Moffat wohl beim Schreiben gedacht haben könnte: Es ist eh egal was ich aus der Geschichte mache, wie sehr ich mir Mühe gebe etwas Kreatives, Sinnvolles und irgendwie zum Abschied des 12. Doktors Passendes zu schreiben und filmisch umzusetzen. Für einige wird es guter Tee sein, für andere wird es schlechter Tee sein. Das Glas ist entweder halb voll oder halb leer – je nachdem mit welcher Einstellung wir an eine Sache heran gehen.

Und ich muss sagen, für mich als Zuseherin ist das, was dabei heraus gekommen ist, ganz gut verdaulich, wenn auch nicht Moffats Höchstleistung, aber zumindest angenehm aromatisierter Tee von guter Qualität.

 

Handlungsrahmen

Das dynamische Quartett – Der Doctor (Peter Capaldi), seine Companions Bill (Pearl Mackie) und Nardole (Matt Lucas), sowie der weibliche „Master“ Missy (Michelle Gomez) – haben es wieder einmal mit den Cybermen zu tun. Das Aufeinandertreffen findet auf einem riesigen Raumschiff statt, welches sich im Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs befindet und im Begriff ist dort hineingesogen zu werden.

Als Bill verwundet und von der Gruppe getrennt wird, findet sie sich schließlich auf einer Art Krankenstation wieder. Dort lernt sie ein mysteriöses Wesen namens Razor kennen, der sich um ihr Wohlergehen zu kümmern scheint (siehe Dialogauszug oben).

Vorsicht Spoiler – falls ihr in einer Höhle ohne Internet lebt oder es sonst irgendwie geschafft habt die Folge noch nicht zu sehen und auch nichts darüber zu hören oder zu lesen wer Razor wirklich ist und wie Bills Schicksal in der „Krankenstation“ sich weiter entwickelt – bitte spätestens hier aufhören zu lesen (und am besten in den Kommentaren posten wie ihr das hingekriegt habt ….)

Natürlich endet die Episode mit einem Cliffhanger, der mich durchaus sehr neugierig auf die Auflösung in der nächsten und letzten Staffelfolge machte.

 

Pro

Das Geplänkel zwischen dem Doktor, Bill, Nardole und Missy zu Beginn der Folge, als noch nicht klar ist dass Cybermen an Bord des Schiffes für Schrecken sorgen werden, und der Aufenthalt dort zunächst nur als eine Art Trainingsmission für Missy in der Disziplin „Gutes Tun“ dienen soll, war durchaus unterhaltsam und versetzte mich dieser Episode gegenüber in eine  angenehm wohlwollende Stimmung, wie eine frisch aufgebrühte, wohlduftende Tasse Tee. (Da die vorhergehende Eaters of Light ein ziemlicher Schnarchfetzen war, konnte es auch einfach nur mehr besser kommen.)

 

Missy: Hello, I’m Doctor Who, and these are my assistants. Thing one and .. the other one.

Bill: Yeah, we’re not assistants

Missy: O.K. , so what does he call you ? Companions ? Pets ? Nags ? …

 

Ich fand die Idee gut, sich diesmal nicht wieder einer komplett neuartigen, upgegradeten Version der Cybermen zu widmen (die fliegen können und lauter so Sch….), sondern statt dessen auf die Ursprungsversion der Mondasian Cybermen zurück zu greifen, wie sie im Classic Who Serial The Tenth Planet (1966) vorkam. Vor allem weil Peter Capaldi, der seit seiner Kindheit in den 1960ern ebenfalls ein Whovian ist und natürlich bestens über die Classic Widersacher des Doktors bescheid weiß, schon seit er die Rolle übernommen hatte in mehreren Interviews darüber gesprochen hatte, dass er gerne genau gegen diese Originalversion der zu roboterartigen Wesen umgebauten Humanoiden antreten würde. Interessanterweise war The Tenth Planet auch jenes Serial im Zuge dessen das Konzept der Regeneration eingeführt worden war, um den krankheitsbedingt abdankenden 1. Doctor William Hartnell  im Anschluß daran durch den zweiten Doctor Patrick Troughton ersetzen zu können.

Ganz schön gruselig sind die halb umgebauten Wesen, vor allem die arme Seele die immer nur „Pain, Pain, ….“ von sich gab und dann von der „Krankenschwester“ einfach nur auf lautlos geschalten wurde. So muss ein Horrorelement eingesetzt werden ! Ruhig und subtil, ohne Bombast und lächerlich wirkende Überzeichnung. Was das angeht haben Noch-Showrunner Steven Moffat und Regisseurin Rachel Talalay endlich wieder einmal richtig gelegen.

Auch Pearl Mackies Darstellung von Bill gefällt mir in dieser Geschichte, welche sich zum Großteil um die unheilverheißende Entwicklung ihres Schicksals dreht, wieder sehr ausgesprochen gut. Dass sie nach nur einer Staffel ausscheiden wird, war ja schon von Anfang an bekannt, da der neue Showrunner Chris Chibnall ab der 12. Staffel ja angeblich auf einer Tabula Rasa starten will und nicht allzu viel Ballast aus der Moffat Ära mitschleppen möchte. Ihre Verwandlung zur Cyberwoman war für mich zwar keine sehr große Überraschung, aber dennoch sehr überzeugend und dramatisch umgesetzt.

Ein weiterer super umgesetzter Aspekt war die, durch die Nähe des Raumschiffs zum schwarzen Loch ausgelöste, Zeitverzerrung. Durch deren Effekt verging die Zeit auf der Ebene des Raumschiffes, in dem Bill sich befand, um einiges rascher als auf den Decks die weiter hinten im Raumschiff lagen. Die Tatsache, dass Bill wohl einige Monate oder gar Jahre auf der Krankenstation verbrachte, und dabei einige Aktionen von Doktor, Nardole und Missy auf einem Monitor in Zeitlupe mitverfolgen konnte, brachte noch etwas mehr Tragik in ihre sowieso schon missliche Situation. Gleichzeitig konnte ich ihr aber auch nachfühlen, dass die Möglichkeit ihre Bezugspersonen zumindest in irgendeiner Form  sehen zu können, ihr auch ein wenig Mut machte und sie befähigte durchzuhalten und so gut wie es ging positiv zu bleiben.

Zu guter letzt hat mich auch John Simms Auftritt als mysteriöser Zeitgenosse Razor, der sich am Schluss als Master aus einer vergangenen Zeitlinie (einige Zeit nach dem Aufeinandertreffen mit David Tennant’s 10. Doktor) entpuppt, sehr positiv überrascht. Anhand der Reviews die ich bisher gelesen habe, bin ich wohl bei weitem nicht die einzige, die sich anhand des Aussehens und der Darstellung von Razor an den ebenfalls nerdig – mysteriösen Zathras aus Babylon 5 erinnert fühlte.

 

Contra

Alles was mir an dieser Folge nicht gefiel, hängt NICHT mit irgendwelchen Ungereimtheiten im Plot, schlechten Special Effekts oder langweilig – vorhersehbaren Ereignissen zusammen. Die gab es meiner Meinung nach diesmal wirklich nicht. Was mein Sehvergnügen trübte war vielmehr die Tatsache, dass im Vorfeld schon viel zu viele Details verraten worden waren, deren Kenntnis die durchaus gut strukturierte, langsame Enthüllung der beiden Hauptgegner zunichte machte.

Dass Simm als Master wiederkehrt, hatte uns schon der allererste Trailer verraten, der direkt nach der ersten Folge The Pilot ausgestrahlt worden war. Wer davor im Internet unterwegs war, hatte sogar schon weit davor mitbekommen, dass diese Information von einer britischen Boulevardzeitung geleaked worden war. Und auch der Auftritt der Mondasian Cybermen war viel zu lange vor Ausstrahlung der Episode von der BBC fix bestätigt worden.

Leider beides sehr schade ! Moffats durchaus überzeugend geschriebener und filmisch sehr spannend umgesetzter Spannungsaufbau hätte mich als Zuseherin wohl noch um einiges mehr beeindruckt, wenn es mich sozusagen kalt erwischt hätte. In solchen Fällen wünsche ich mir echt fast jene Zeiten zurück, als es noch nicht so viele Möglichkeiten gab Vorabinformationen zu den Inhalten kommender Episoden einer TV-Serie zu recherchieren, bzw. ohne eigene Intention zufällig gespoilert zu werden, wenn jeder ungefragt und instantan alles über diverse Social Media Kanäle posten, teilen und darüber diskutieren kann.

 

Fazit

Da World Enough and Time als vorletzte Staffelfolge sehr gut funktioniert und genug Spannungselemente für ein würdevolles Ende der Ära des 12. Doktors einführt, hat sie meiner Meinung nach ihre Bestimmung vollstens erfüllt. Ich vergebe daher 4 von 5 Krokis, welche sich rasend schnell in der Zeit bewegen, da sie ebenfalls im Ereignishorizont des schwarzen Loches festhängen.

Diverse Leaks und voreilig verbreitete Castinginformationen möchte ich extra bewerten, was einen Marketingmehrwert von 0,00 ergibt. Was das angeht, haben die BBC und alle anderen Beteiligten sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

 

cropped-kroki.jpg   cropped-kroki.jpg   cropped-kroki.jpg   cropped-kroki.jpg     4 / 5

 

Wie hat euch diese Folge gefallen ? Top oder Flop ?

Eure Infos, Fragen und Antworten könnt ihr wie immer in den Kommentaren posten.

Über Rückmeldung freue ich mich immer !

 

 

 

 

3 Gedanken zu „Doctor Who S10E11 : World Enough and Time

  1. Kann dir nur zustimmen. Was für ein Knaller die Rückkehr des “Simms-Master“ (von dem ich ja nicht der größte Fan war) ohne irgendwelche Spoiler gewesen wäre… Schade drum, dennoch eine tolle Folge.

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