Westworld S01 E02 Chestnut – Review

These violent delights have violent ends (Vorsicht Spoiler !)

Newcomer

In der 2. Folge lernen wir zwei neue Charaktere kennen: Logan und William, beide Newcomer (= neue Gäste) in Westworld.

Logan (Ben Barnes): ist nicht nur arrogant, sondern offensichtlich auch ziemlich reich, denn er hat laut eigenen Aussagen Westworld schon einige Male besucht und kennt sich bereits bestens aus. Nachdem er fast schon alles gesehen und erlebt hat, ist er diesmal auf der Suche nach dem besonderen Kick. Sein Zugang zu der Rolle, die er in Westworld zu spielen gedenkt, spiegelt sich in der Wahl seines schwarzen Outfits wider.

William (Jimmi Simpson) ist mit Logans Schwester verlobt und arbeitet mit Logan auch in dessen Familienfirma zusammen. Er ist das genaue Gegenteil von Logan – etwas schüchtern, höflich und neugierig aber skeptisch gegenüber Westworld und seinen Versprechungen. Mit ihm erleben wir wie es sich anfühlt das erste Mal nach Westworld zu kommen. Nach der Anreise mit einem futuristischen Zug wird er von einem attraktiven weiblichen Host zu einer Art Übergangsraum geführt, wo er aus einer großen Anzahl möglicher Kostüme, Waffen und Requisiten wählen darf, was er auf seine Reise mitnehmen möchte. Von diesem Raum aus geht es direkt in den dampflokgetriebenen Zug und weiter in den eigentlichen Westworld Themenpark. Und natürlich hat William, im Unterschied zu Logan, ein neutrales Outfit inkl. weißem Cowboyhut gewählt.

Hosts

Währenddessen trifft Dolores (Evan Rachel Wood) wie immer in der Stadt ein, nur dieses Mal hat sie eine seltsame Vision. Auf der Straße liegen plötzlich mehrere Leichen und ein einsamer Wolf streift durch die verlassene, tote Stadt.

Beunruhigt von dieser Vision unterhält Dolores sich mit der Bardame Maeve (Thandie Newton). Während ihrer Unterhaltung gibt sie dieser auch den Satz weiter, den ihr Vater am Ende der ersten Folge Dolores ins Ohr geflüstert hatte: „These violent delights have violent ends“. Da alle Hosts von der Überwachungscrew mithilfe verbaler Kommandos gesteuert und programmiert werden können, liegt der Verdacht nahe, dass es sich auch bei diesem Satz um ein verbales Signal handelt, das sich verbreitet, indem es wie eine Art Virus von einer Person zur nächsten weiter gegeben wird. Kurz darauf erinnert auch Maeve sich an vergangene Szenen, die eigentlich aus ihrem Gedächtnis gelöscht sein sollten.

Die Folge endet mit einer albtraumhaften Sequenz, in der Maeve unbeabsichtigt während einer Generalüberholung durch die Techniker aus dem Schlafmodus erwacht, nachdem sie in einer ebenso albtraumhaften Flashbacksequenz – inkl. Tod durch die Hand des mysteriösen Man in Black – bis drei gezählt hatte um den Traum zu beenden. Sie versucht davon zu laufen und stolpert in einen Raum in dem zahlreiche andere „tote“ Hosts, u.a. auch Teddy (James Marsden) gereinigt und für die Wiederverwendung aufbereitet werden.

Man in Black

Der Man in Black (Ed Harris) ist inzwischen dabei sich einen geeigneten Führer zu suchen, mit dem er das angebliche „deeper level to the game“ erforschen will, und trifft schließlich auf den Host – Gauner Lawrence (Clifton Collins Jr.), dessen Familie er bedroht, um ihn dazu zu bringen ihm zu verraten wo das Labyrinth ist, dessen Zeichnung er in Folge 1 in der Schädeldecke eines anderen Hosts gefunden hatte. Den entscheidenden Hinweis bekommt er aber nicht von Lawrence, sondern von dessen Tochter, die ihm zu denken gibt „the maze isn’t meant for you“, gefolgt von einer kryptischen Umschreibung wo der Eingang zum Labyrinth sich befindet: „Follow the blood arrow to the place where the snake lays its eggs“.

Mitarbeiter von Westworld

In der Kommandozentrale lernen wir, dass Bernard (Jeffrey Wright) offensichtlich eine Affaire mit der Managerin Mrs. Cullen (Sidse Babett Knudsen) hat. Diese wirkt auf mich etwas aufgesetzt und irgendwie nicht ganz echt. Ich bin gespannt was es damit in Zukunft noch auf sich haben wird.

Desweiteren sehen wir Bernard in weiteren geheimen Unterhaltungen mit Dolores. Als diese ihn fragt ob er etwas falsches getan habe, ordnet er ihr an, die Unterhaltung aus dem Speicher zu löschen.

Der etwas überambitionierte Storyliner Mr. Sizemore (Simon Quarterman) stellt schließlich seine neue, für ihn sensationell atemberaubende, Geschichte vor, die er in Kürze als Krönung in die Westworld – Szenarien inkludieren möchte. Die meisten anderen Anwesenden sind davon eher nicht so begeistert. Es geht im Großen und Ganzen um eine ziemlich abgedrehte Horror – Phantasie von kannibalischen Indianern u.ä., durch deren miterleben die Parkbesucher seiner Meinung ihr wahres selbst finden und ergründen sollen.

Dr. Ford (Anthony Hopkins) zeigt seine Mißachtung für die Idee, indem er Sizemore verbal abkanzelt mit den Worten „They already know who they are. They want a glimpse of who the could be. The only thing your story tells me, Mr. Sizemore, is who you are“. Kann es sein, dass es sich bei dieser Szene um eine Kritik an der modernen Entertainmentindustrie handelt ? Sagt die steigende Anzahl action- und / oder horrorlastiger Erzählungen mehr über die Menschen aus, die sich diese ansehen oder mehr über diejenigen welche sich diese Geschichten ausdenken und meinen, dass es das ist was das Publikum braucht ?

Zum Ende der Folge sehen wir Ford einen kleinen Abstecher nach Westworld machen. Allerdings findet er sich nicht in der belebten Stadt ein, sondern irgendwo außerhalb in der fast menschenleeren Pampa. Die einzige Person auf die er trifft ist ein Host in Gestalt eines kleinen Jungen, der mystischerweise genauso gekleidet ist wie Ford selbst. In seiner Unterhaltung mit dem Host deutet Ford schließlich an, dass er selbst eine neue Storyline in Planung hat. Der einzige Hinweis worum es da gehen könnte, ist eine seltsame Konstruktion, die mitten in der Steppe steht und aussieht wie das Ende eines Kirchenturms.

Fazit

Die ersten zwei Folgen machen mir definitiv Lust auf mehr. Es gibt viele offene Fragen und Handlungsstränge, die mich aus heutiger Sicht schon so interessieren, dass ich die Serie auch über einen längeren Zeitraum verfolgen werde.

Besonders gefallen hat mir die Szene in der Sizemore und Ford darüber diskutieren welcher Zugang zum Entwurf der perfekten Geschichte der bessere ist: Blutige Effekte, Action und Horror oder doch etwas mehr Philosophisches mit einem inneren Kern, der einem nicht nur zeigt wer man ist, sondern wie man wirklich sein möchte ? Es bleibt zu hoffen, dass diese Metaebene im Verlauf der Show weiter angesprochen und behandelt wird. Zumindest scheint man sich im Produktionsteam bewußt zu sein welche Erwartungen an eine HBO – Show im Schatten von Game of Thrones existieren (Story – Action – Buttcracks and Tits). Oder sagt die altbekannte Formel mehr darüber aus was die Verantwortilichen bei HBO denken als darüber was das Publikum denkt ?

Wie kann ein Mensch überhaupt wissen was ein anderer denkt und wie er/sie eine bestimmte Szene wahrnimmt? Im Gegensatz zu den Hosts haben wir keine vorgegebene Programmierung, oder doch ? Was unterscheidet uns von den künstlich erschaffenen Wesen, wenn diese nun auch noch das selbständige Denken und Handeln für sich entdecken ? Ist das gut für uns oder schlecht ?

Sehr neugierig macht mich auch die Entwicklung die Dolores und Maeve durchmachen. Beide sind relativ schnell von eher eindimensionalen, passiven Rollen zu aktiven Handlungsträgerinnen geworden, wobei der Prozess der Emanzipation von einer vorgegebenen Lebensrealität zu einer eigenständigen Weltsicht im Zentrum steht.

Fragen die sich aus dieser Folge ergeben:

Was bedeutet die Warnung, dass das Labyrinth nicht für den Man in Black gedacht sei ? Ist es etwa nur für die Verwendung durch einen Host gedacht ?

Was liegt in der Mitte des Labyrinths und wer hat dieses „deeper level to the game“ überhaupt erschaffen ?

Wird Maeve sich an ihren gruseligen Trip durch den Technikbereich hinter den Kulissen erinnern können ? Wird sie die 1-2-3 Aufwachmethode auch weiterhin dazu verwenden können ihren Schlafmodus auszuschalten und selbständig aufzuwachen?

Wird Dolores noch weitere Hosts mit dem „This violent delights have violent ends“ Virus anstecken ?

Wer hat diesen in die Welt gesetzt und welcher Zweck wird damit verfolgt ?

Warum führt Bernard geheime Unterhaltungen mit Dolores ? Will er sie unterstützen oder nur unter Kontrolle behalten ?

Wie zwielichtig ist Dr. Ford wirklich, und welches Ziel verfolgt er mit seiner neuen Storyline ? Ist die Implementierung eines Bugs, der die Hosts sich selbst bewußt macht, ein Teil dieser neuen Storyline oder gibt es dafür andere Gründe ?

Eure Eindrücke, Fragen oder Antworten könnt ihr in den Kommentaren posten.

Über Rückmeldung freue ich mich immer !

Ein Gedanke zu „Westworld S01 E02 Chestnut – Review

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..