Diese Folge spielt in einem Norwegischen Fjord und beinhaltet ein paar mystisch-magische Begebenheiten, ein einsames Paralleluniversum, sowie einen kurzen Einblick in die seltsame Familiendynamik zwischen einem verwitweten Vater und seiner kleinen Tochter.
Vorsicht Spoiler !
Handlungsrahmen
Doctor 13 (Jodie Whittacker) und ihre Entourage, bestehend aus Graham (Bradley Walsh), Yaz (Mandip Gill) und Ryan (Tosin Cole), landen in einer nebligen Gegend am Rande eines Norwegischen Fjords.
In einem einsamen Haus treffen sie auf das blinde Mädchen Hanne (Ellie Wallwork). Die furchterregenden Geräusche, welche sie beim Näherkommen an das Haus hören, stellen sich schnell als Fake heraus, der alle möglichen Besucher daran hindern soll, sich weiter in diese Richtung vor zu wagen. Vater Erik scheint schon seit einiger Zeit verschwunden zu sein.
Ein Spiegel im Schlafzimmer des Hauses führt sie in eine Art Zwischenraum, der die uns bekannte Realität mit einer parallelen ScheinweltBin verbindet. Der Weg durch diesen Zwischengang wird ihnen von einem Alien namens Ribbons (Kevin Eldon) ermöglicht, der in dieser grottenartigen Umgebung lebt und sie erfolgreich an einigen Hindernisse und giftigen Kreaturen vorbei führt, bis sie schließlich ans andere Ende gelangen.
Dort treffen sie auf Hannes Vater Erik (Christian Rubeck), der sich offenbar in ein Paralleluniversum flüchtet, in dem ihm von einer nicht näher bekannten Kraft ein Scheinbild seiner verstorbenen Ehefrau vorgegaukelt wird. Auch Graham, der noch immer um seine in Folge 1 verstorbene Ehefrau Grace (Sharon D. Clarke) trauert, droht kurzzeitig auf diesen Trick herein zu fallen.
Am Ende gelingt es der Truppe jedoch, den Vater zur Rückkehr hu bewegen und sich in unserer Gegenwartswelt wieder mehr um die Zukunft seiner normal existierenden Tochter zu kümmern.
Pro
Die düstere Stimmung am Beginn der Folge ist ganz gut getroffen. Die Tatsache, dass die uns zuerst begegnete Bedrohung (schaurige Geräusche aus einem Lautsprecher) sich als Ablenkung entpuppt, ist ebenfalls ein Pluspunkt der mich als Zuseherin gespannt darauf machte, was nun wohl als nächstes kommen würde.
Dass der Eingang in eine Zwischenwelt zu einem obskuren Paralleluniversum hinter einem Spiegel liegt, nehme ich mal als Anspielung auf Lewis Carrolls Alice im Wunderland. Generell fand ich auch die Idee, dass der Vater sich in diese Parallelwelt flüchtet, um der traurigen, einsamen Realität auf der anderen Seite zu entkommen, im Grunde genommen glaubhaft und nachvollziehbar.
Graham ist auch diesmal wieder der einzige unserer aktuellen Companions, der eine halbwegs sinnvolle Rolle für die Entwicklung der Geschichte spielt. Seine Szenen mit der für ihn projizierten Version seiner verstorbenen Ehefrau Grace sind wirklich herzzerreißend traurig und von beiden Schauspielern sehr glaubwürdig dargestellt. Einmal mehr bedauere ich an dieser Stelle, dass wir Grace bereits in der ersten Folge verloren haben. Sie hätte einen weitaus besseren Compagnion abgegeben als Yaz und Ryan zusammen genommen. Diese beiden bekommen auch in dieser Folge wieder einmal herzlich wenig zu tun. Es wäre nicht wirklich aufgefallen, wenn sie bei diesem Abenteuer nicht dabei gewesen wären
Was ich wirklich gut finde, ist die Sequenz in der Doctor 13 gegen Ende hin als einzige hinter den anderen im Paralleluniversum zurück bleibt, während der Weg zurück in unsere Welt sich zu schließen droht. Ihre Begegnung mit dem einsamen Universum, das sich ihr gegenüber personifiziert als Kröte manifestiert, interpretiere ich als augenzwinkernde Hommage an Stephen Kings surrealen Schöpfungsmythos in dem die interstellare Kraft einer als Turtle (Schildkröte) bezeichneten Entität, welche in der Leere zwischen den Universen lebt, unser Universum schuf indem sie es aufgrund von Bauchschmerzen quasi auskotzte (beschrieben u.a. in Kings Roman IT sowie der Dark Tower Reihe).
Doctor:
You are the maddest, most beautiful thing I have ever experienced. And I haven’t even scratched the surface. I wish I could stay. But if either of us are going to survive, you’re going to have to let me go and keep on being brilliant by yourself.
Wie schade, dass dieses denkende, sich seiner selbst bewusste Universum nun ganz alleine ohne andere Wesen zurecht kommen muss, weil es mit Dingen die aus unserer Realität kommen auf Dauer nicht kompatibel ist. Wer weiß, vielleicht fällt irgendjemandem in einer zukünftigen, gut geschriebenen Staffel eine interessante Geschichte ein, in der wir doch noch einmal in sinnvollem Kontext auf die Existenz dieses Universums zurück greifen können. Ich würde es jedenfalls gerne nochmal besuchen.
Contra
Ich weiß, ich wiederhole mich. Die oben genannten Grundideen fand ich durchaus vielversprechend, spannend und sehr im Einklang mit der etwas hirnrissigen Logik und Philosophie , die Doctor Who als Serie immer schon ausmachten. Leider war die Umsetzung aber zum wiederholten Male um einiges unzufriedenstellender als diverse durchaus sehr brauchbare Prämissen es anfangs vermuten ließen.
Das Geplänkel im Tunnel zwischen den Welten führte im Grunde genommen nicht wirklich irgendwohin und kostete meiner Meinung nach zu viel Zeit, die wohl besser dafür verwendet hätte werden sollen, die Beziehung zwischen Hanne, ihrem Vater und ihrer verstorbenen Mutter ein wenig glaubhafter und nachvollziehbarer darzustellen.
Nachdem wir schon in World enough and time, der vorletzten Folge von Staffel 12, ein Alien angetroffen hatten, welches in seinem Wesen und seiner Funktion ähnlich frappant an Zathras aus Babylon 5 erinnerte, fühle ich mich von der Figur des Ribbons leider eher gelangweilt als gut unterhalten.
Die Dynamik zwischen Vater und Tochter war unglaublich hölzern und beide wirkten auf mich derart unsympathisch, dass ich leider wenig Mitgefühl zu diesen zwei Charakteren aufbauen konnte. Von mir aus hätte der Vater auch gerne in seiner parallelen Scheinwelt verbleiben können. Für Hanne hätte sich sicher irgendwo in Norwegen eine ganz nette Pflegefamilie finden können, die sich wenigstens aufrichtig um ihr geistiges und körperliches Wohlergehen gesorgt hätte.
Fazit
Im Kontext der nicht ganz so herausragenden 11. Staffel eine vergleichsweise ganz gut gelungene Folge, die jedoch leider ihr Potential nicht ganz ausschöpfen konnte.
Punktabzug gibt es auf jeden Fall für die flache Charakterisierung des Vaters. Dafür reißt die Szene mit dem Frosch als personifiziertes, einsames Universum das sich nach Gesellschaft sehnt, die Sache für mich am Ende wieder etwas raus, so dass ich der Folge It takes you away trotz allem ein vorsichtig positiv gestimmtes Kroki verleihen kann.

Wie hat euch diese Folge gefallen ?
Schaut ihr noch Doctor Who oder habt ihr schon aufgegeben ?
Was müsste Staffel 12 eurer Meinung nach beinhalten, damit es wieder aufwärts geht?