Westworld S01 E08 : Trace Decay – Review

„Man, you are fucked“ (Vorsicht Spoiler)

Ich entschuldige mich gleich zu Anfang für die Länge dieses Beitrags. Es waren so viele Schlüsselszenen in dieser Folge dass es mir nicht gelang weniger ausführlich darüber zu schreiben. Wenn euch das zu viel ist, bitte zumindest das Fazit und meine Fragen lesen, die sich aus dieser Folge ergeben. Ich würde gerne wissen was eure Meinungen dazu sind !

Westworld allgemein

In dieser Folge erfahren wir, dass es einen offenbar eingegrabenen alten Teil von Westworld gibt, der ziemlich am Rand des Parks liegt. In diesem wurden in den Anfängen vor 30 Jahren die ersten Hosts trainiert. Nun wurde es von den großen Baggern, die wir am Ende von Folge 4 gesehehen haben, ausgegraben. In dem kleinen Dorf befindet sich außerdem das Gerüst des Kirchturms welcher bei Fords Ausflug in den Park und seiner Unterhaltung mit dem Ford junior Host in Folge 2 gezeigt wurde.

Die Security funktioniert anscheinend schon jetzt nicht richtig, denn es laufen nicht nur unathorisierte Hosts im Park herum, sondern in dieser Folge können sogar Techniker eines unteren Levels (Felix und Sylvester) unbemerkt mit einem Host in ein Labor der Verhaltensprogrammierer gehen und dort herumwerkeln. Von den unregistrierten Parkbesuchen durch Mitarbeiter der Verwaltung, die dann gekillt wurden oder verschwanden ganz zu schweigen.

Hosts und Besucher

Dolores (Evan Rachel Wood) und William (Jimmi Simpson) sind weiter entlang des Flusses unterwegs. Sie finden am Ufer einige tote konföderierte Soldaten und einen schwer verwundeten. Dolores hat Mitleid mit dem sterbenden Soldaten, wogegen William eher dazu rät weiter zu gehen statt sich selbst in Gefahr zu bringen. Für ihn ist Dolores zwar eine richtige Person, die anderen Hosts sieht er aber offensichtlich noch immer als Maschinen an, für die es sich weniger lohnt ein Risiko einzugehen. Es bleibt unklar ob William den Host umbringt als Dolores gerade nicht hinsieht, oder dieser von selbst verstirbt. Dolores reagiert jedenfalls auf die Information sehr misstrauisch. Kann es sein, dass sie William doch nicht ganz über den Weg traut bzw. erahnt, dass seine Motive irgendwie seltsam sind ?

Als sie Wasser holen wollte, hatte sie zudem eine gruselige Vision ihrer eigenen Leiche, die im Fluss trieb und ihr die Worte „find me !“ zuflüsterte. Jene Worte, die sie bisher immer mit der Stimme Arnolds gehört hatte. Als sie sich zu William umdrehte, sah sie zunächst nur den leeren Strand. Dann wurde sie abrupt aus der Vision gerissen und konnte William wieder sehen.

Beim Betreten des Areals wo die Ausgrabung des kleinen Dorfes stattfand, in dem die aller ersten Hosts vor 30 Jahren trainiert worden waren, sieht Dolores ein weiteres Flashback das sie genau in jene Zeit zurück versetzt. Maeve ist auch da und erlernt gerade das Tanzen. In einer für ein Flashback sehr ungewöhnlichen Szene wird Dolores von dem kleinen Mädchen angesprochen, dass wir bereits ein paar Mal als Lawrences Tochter bzw. kryptische Hinweisgeberin auf das Labyrinth gesehen haben. Sie fragt Dolores ob sie schon gefunden hat was sie sucht.

Daraufhin sieht Dolores wie viele Hosts auf einmal erschossen werden und schließlich sieht sie auch sich selbst wie sie sich einen Revolver an die Schläfe hält. William kann sie gerade noch davon abhalten sich zu erschießen. Er überzeugt sie schließlich, dass der Platz nicht gut für sie ist. Sie verlassen den Ort und treffen dummerweise als Nächstes gleich auf Logan (Ben Barnes), der mit einer Gruppe Unionssoldaten unterwegs ist und ihnen mitteilt, dass sie jetzt wohl ziemlich in der Scheiße sitzen.

Während dessen mischt Teddy (James Marsden) den Man in Black (Ed Harris) auf, nachdem er sich nun endlich auch daran erinnern kann wie dieser Dolores behandelt hatte. Er kann ihn natürlich nicht wirklich verletzen oder umbringen, obwohl er beides sehr wohl versucht. Der Man in Black gibt dafür aber etwas mehr von seiner Hintergrundgeschichte preis.

Wir erfahren, dass seine Frau Selbstmord beging, da sie es nicht mehr aushielt zu wissen wie ihr Mann hinter seiner Fassade wirklich war. Angeblich hat der Man in Black ihr nichts physisch angetan, sie wußte es aber trotzdem. Steckt hier eine Andeutung, dass seine Frau wusste, wie er sich bei seinen Aufenthalten in Westworld den Hosts gegenüber benahm ? Auch erfahren wir, dass der Man in Black eine Tochter hat, die nun ebenfalls nichts mehr mit ihm zu tun haben will.

Er erzählt auch seine Version der Begegnung mit Maeve (Thandie Newton), als diese noch in der Storyline mit einer kleinen Tochter auf der Farm auftrat und beide vom Man in Black erschossen wurden. Er sagt es sei für ihn nur ein Experiment gewesen um zu sehen ob es ihm selbst irgendetwas ausmache die beiden Hosts kaltblütig zu ermorden, als Reaktion auf den Tod seiner Frau und die gegen ihn gerichteten Vorwürfe. Nein, er spürte garnichts dabei als er auf die beiden losging.

Allerdings erfahren wir, dass die Szene, welche wir in vorherigen Folgen mehrmals schon aus der Perspektive von Maeve und der des Man in Black gesehen hatten, damit noch nicht ganz vorbei war. Maeve war nicht sofort tot, sondern versuchten noch verzweifelt mit dem toten Kind auf dem Arm nach draußen zu flüchten. Erst bei diesem Anblick kam eine leise Emotion im Man in Black hoch und er sagt, dass er da auch zum ersten Mal die Zeichnung des Labyrinths gesehen hatte. Sie erschien auf dem Boden unter der Stelle wo Maeve zusammenbrach.

Kann es sein, dass Maeve durch die Erfahrung echter menschlicher Emotionen das Zentrum des Labyrinths erreicht hatte ? Was nützt ihr das, wenn sie sich daran nicht mehr erinnern kann ?

Leider kommt Teddy nicht mehr dazu noch mehr Antworten zu bekommen, da er von der Host-Frau, die sie zuvor in der Steppe gefunden hatten, mit einem Pfeil verwunet wird. Es stellt sich heraus, dass diese für Wyatt arbeitet. Interessanterweise ist dieser Host genau diejenige die sowohl in Dolores Flashback von dem Dorf zu sehen war, als auch bei Williams Eintreffen in Westworld als Begrüßungsdame. Ich frage mich was das für einen Zusammenhang hat und hoffe inständig, dass das nicht wieder ein Hinweis darauf ist, dass die Fantheorie William = Man in Black stimmt. Ich versuche noch immer mich gegen diese zu wehren, da sie mir nicht gefällt. Leider wird sie aber von Folge zu Folge immer plausibler.

Damit nicht genug, sehen wir dann auch noch eine Verlängerung des Vorfalles, von der der Man in Black nichts weiß, da er nicht dabei war, und an die Maeve sich anscheinend noch nicht erinnert hat. Wieder zurück in der Kontrollzentrale konnte Maeves Erinnerung an das traumatische Ereignis nicht beim ersten Anlauf durch Bernard gelöscht werden. Sie sprang plötzlich wieder auf und wollte Bernard und Ford mit einem Skalpell angreifen. Erst als Ford selbst auf seinem Kontrollpad den Befehl dazu gab, erstarrte sie wieder. Wie wir wissen war auch die zweite Löschung nicht ganz erfolgreich, da Maeve sich ja in der Zwischenzeit wieder erinnern konnte.

Da wir gerade bei Maeve sind, muss natürlich erwähnt werden, dass auch bei ihr wieder einiges passiert. Sie läßt sich von Felix (Leonardo Nam) und Sylvester (Ptolemy Slocum) ins Verhaltenslabor schmuggeln und dort weitere Veränderungen vornehmen, die ihr beim Ausbruch aus Westworld weiter helfen sollen. Sylvesters Bedenken werden dadurch bestraft, dass Maeve ihm als Machtdemonstration den Hals aufschlitzt, im letzten Moment jedoch Felix beordert ihn mit einem medizinischen Laser wieder zu zu nähen.

Danach werden wir Zeuge von Maeves weiterer Einübung ihrer neu erworbenen Möglichkeit andere Hosts im Saloon und bei einer Schießerei davor durch Stimmenkommandos in den Unterhaltungen mit ihnen zu beeinflussen. Am Ende wird sie jedoch von einigen Technikern abgeholt, da die Parksecurity dabei natürlich nicht länger nur zusehen konnte.

Mitarbeiter von Westworld

Hier bahnt sich offensichtlich eine Konflikteskalation zwischen Ford, Bernard, Hale und Sizemore an, welche wohl in den beiden verbleibenden Folgen der ersten Staffel nicht aufgelöst, sondern als Basis für die zweite Staffel aufgebaut wird.

Natürlich nimmt Charlotte Hale (Tessa Thompson) Ford (Anthony Hopkins) nicht ab, dass Theresa Cullen (Sidse Babett Knudsen) in einen Graben gefallen sei, als sie mit einem Sender unterwegs war um verbotenerweise Daten nach Außen weiter zu geben. Beide scheinen zu wissen, dass der/die andere kein Wort mehr glaubt und der Krieg somit eröffnet ist. Dennoch benehmen sie sich äußerlich zivilisiert und lassen sich nicht zu tief in die Karten blicken.

Hale angelt sich Sizemore (Simon Quarterman), der offensichtlich trotz seines unmöglichen Benehmens zwei Folgen zuvor nicht gefeuert wurde, als neuen Verbündeten. Sie bringt ihn dazu, mit ihr in den Keller zu gehen und Vorbereitungen dafür zu treffen, den kaputten Host Abernathy (vormals Vater von Dolores, der im Pilotfilm ausflippte und eingemottet wurde) mit wichtigen Daten der letzten 30 Jahre zu bespielen und ihn irgendwie aus dem Gelände heraus zu bringen. Wie das wohl ausgehen wird ?

Schließlich bekommt auch Bernard (Jeffrey Wright) eine Gedächtnislöschung verpasst, nachdem er Ford noch dabei half die Indizien verschwinden zu lassen, die auf beider Involvierung in die Umstände von Ms Cullens Tod hinweisen könnten. Ford sagt, er erspare ihm weitere Schuldgefühle und Trauer. Als Bernard ihn danach fragt, ob er schon mehrere solcher Tötungsaufträge für ihn ausgeführt habe, verneint dieser. Wir sehen aber den kurzen Flash einer Szene in dem eine Frau im Schwitzkasten von Bernard erscheint. Wie die meisten Reviewer auch, nehme ich stark an dass es sich dabei um Elsie handelt, die ja seit Ende der 6. Folge vermisst wird.

Ganz am Ende dieser Folge werden wir schließlich auch Zeuge wie Seurity Chef Stubbs (Luke Hemsworth) endlich stutzig wird, als er Bernard auf die Trauer um Ms Cullen und die rätselhafte Abwesenheit Elsies (für einen angeblichen spontanen Urlaub) anspricht. Bernard zeigt keine nennenswerte emotionale Regung, da er ja gerade eine Erinnerungslöschung hatte, und meint er habe keine engere Beziehung zu Ms Cullen gehabt. Dadurch verrät er natürlich unabsichtlich, dass er anscheinend in die Vertuschung der wahren Umstände involviert ist. Falls Stubbs schlau genug ist (worüber ich mir noch nicht ganz sicher bin), könnte das auch der Punkt sein an dem er erkennt, dass Bernard selbst ein Host ist.

Fazit

Der Folgentitel Trace Decay zieht sich thematisch durch die ganze Episode. Es geht um Spuren von Erinnerungen, deren Verblassen, Verschleierung, Löschung und Wiederfindung. Felix erklärt Maeve den Unterschied zwischen menschlichen Erinnerungen und der Art wie sich Hosts erinnern. Dadurch, dass deren Gehirn natürlich viel mehr Kapazität hat als das der Menschen, können Hosts sich an jedes Detail erinnern, wie in einem Film. Menschliche Erinnerungen werden jedoch mit der Zeit immer blasser.

Beides hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Vergessen ist manchmal gut, wenn es um traumatische Erinnerungen geht. Andererseits ist Erinnerung an Details manchmal sinnvoll, wenn man herausbekommen möchte wie Ereignisse sich wirklich zugetragen haben. Es kann jedoch auch gefährlich werden wenn man als Host, wie Dolores in der vergrabenen Stadt, nicht mehr zwischen Erinnerung und Realität unterscheiden kann, da beides gleich detailreich und realistisch erlebt wird.

Während Menschen unabsichtlich vergessen und sich nicht mehr an Details erinnern, können die Erinnerungen der Hosts absichtlich gesteuert bzw. auch gelöscht werden. Noch nicht ganz klar ist allerdings die Sache mit den plötzlich wieder auftauchenden zuvor gelöschten Erinnerungen. Die gängige Interpretation ist, dass Arnold da seine Finger im Spiel hat. Anscheinend gibt es irgendeine Funktion im Gehirn der Hosts, oder ein Signal von außen, durch das diese Wiedererinnerung ausgelöst wird. Hatte Arnold das schon immer so geplant ?

In wie weit weiß Ford darüber bescheid was da gerade mit einigen Hosts passiert ? Schließlich ist ein Teil der Erklärung für die Verhaltensänderungen ja auch darauf zurück zu führen, dass Ford den Hosts neue Reveries einprogrammiert hat, welche auf Erinnerungen zurück greifen um Verhalten damit zu verknüpfen.

Alles in allem eine sehr schöne Folge in der ordentlich viel passiert und auch wieder viel philosophiert wird. Ich bin schon gespannt auf die letzten beiden Episoden der ersten Staffel. Vor allem darauf, wie viele offene Fragen noch aufgelöst werden und was offen bleiben wird um in Staffel 2 weiter behandelt zu werden.

Fragen die sich aus dieser Folge ergeben

Wird Bernard sich trotz Erinnerungslöschung später wieder voll an die Geschehnisse erinnern können, so wie auch Maeve und Dolores sich an ihre gelöschten Erfahrungen erinnern ?

Gab oder gibt es Arnold wirklich, oder ist er nur eine Erfindung von Ford ? Schließlich kann sich außer Ford und Dolores niemand mehr an ihn erinnern, und Dolores Erinnerungen könnten auch falsch sein, z.B. wenn Ford diese erst nachträglich eingepflanzt hätte.

War Arnold derjenige der das Labyrinth entwarf oder doch Ford ? Oder beide ? Schließlich scheint das Zentrum des Labyrinths für Dolores etwas mit der Kirche zu tun zu haben, die in dem Ort steht, den Ford ausgraben ließ um den Park für seine neue Storyline zu erweitern. Zufall oder nicht ?

Werden William und Dolores nun doch wieder an den Ort mit der Kirche zurückkehren, evtl. unter Zwang durch Logan ?

Was wird mit Dolores passieren, wenn sie den Visionen noch weiter ausgesetzt bleibt ?

Wird sich noch in dieser Staffel heraus stellen, ob die Fantheorie mit den verschiedenen Zeitebenen und William (oder Logan) = Man in Black stimmt oder nicht ?

Wird Elsie durch einen Host ersetzt werden, der statt ihr „aus dem Urlaub“ zurück  kommt ?

Wie werden Maeves Ausbruchpläne voran schreiten ?  Da sie am Ender der Folge von Technikern abgeholt wurde, stellt sich die Frage ob eine Konfrontation mit weiteren Mitarbeitern von Westworld geben wird und Maeve eventuell schon am Ende dieser Staffel von dort abhaut.

Die größte Frage, die sich für mich auftut ist aber die, ob Maeve, da der Man in Black sie im Zentrum des Labyrinths gesehen hatte, nachdem sie seiner Meinung nach durch ihren Schmerz und die Trauer um das kleine Mädchen wirklich menschlich wurde, die Erlösung welche das Labyrinth verspricht bereits erreicht hat.

Wenn ja, welche Konsequenzen hat das ? Was nützt es Maeve, wenn sie sich selbst nicht mehr daran erinnern kann den Mittelpunkt des Labyrinths erreicht zu haben, wenn sie noch nichtmal eine derjenigen ist dies mitbekommen haben, dass es ein Labyrinth gibt ?

Oder ist ihre Selbstbewußtwerdung und Konfrontation mit den Mitarbeitern der Kontrollzentrale schon das nächste „deeper level of the game“ ?

Eure Wahrnehmungen, Fragen und Antworten könnt ihr wie immer in den Kommentaren posten.

Über Rückmeldungen freue ich mich immer !

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